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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Äußeres, »Schauplatz« <strong>und</strong> Szene, wenn es so etwas gibt, <strong>und</strong> das Hin <strong>und</strong> Her der<br />

Gestalten wiedergegeben, so daß sie anschaubar werden. Gleichzeitig aber – <strong>und</strong> zwar<br />

wirklich gleichzeitig: im selben Wort – wird über das Anschaulich-Bildliche hinweg oder<br />

aus ihm heraus noch das andere über<strong>mittel</strong>t. Und zwar geschieht das nicht nur innerhalb<br />

<strong>des</strong> Werks in Dialog <strong>und</strong> Auseinandersetzung zwischen den Figuren, sondern mehr noch<br />

direkt zwischen Werk <strong>und</strong> Hörer, Autor <strong>und</strong> Hörer ohne ausdrückliche Darlegung <strong>und</strong><br />

Auseinandersetzung, dadurch, daß die Vorgänge <strong>und</strong> Bilder spürbar mehr meinen als<br />

äußere Realität.<br />

Daß so etwas möglich ist, hat seinen Gr<strong>und</strong> in der Doppelnatur <strong>des</strong> Worts, das leiblich<br />

<strong>und</strong> geistig, anschaulich <strong>und</strong> abstrakt, Bild <strong>und</strong> Begriff zugleich ist. (Woher es vielleicht<br />

auch seine johanneische Bedeutung gewinnt.) Doch fällt im Menschenwort bei<strong>des</strong>,<br />

Leibliches <strong>und</strong> Geistiges, nie zu absoluter Einheit zusammen: das Metaphorische ist<br />

durch die Spannung zwischen konkretem Bildgehalt <strong>und</strong> abstraktem Bedeutungsgehalt<br />

gekennzeichnet. Dadurch gewinnt die Sprache Fruchtbarkeit, aber auch die gefährliche<br />

Tendenz, sich zum Unanschaulichen einerseits <strong>und</strong> zur bloßen Sachbezeichnung<br />

andererseits auseinanderzuspalten.<br />

Die dichterische Sprache aber, insonderheit die Sprache der Lyrik <strong>und</strong> die Sprache <strong>des</strong><br />

Hörspiels, sind gekennzeichnet durch die unablässige Bemühung, das Bild <strong>und</strong> das<br />

Bedeuten zu einer Einheit zusammenzuzwingen. Im Hörspiel geschieht das – so paradox<br />

es klingt – gerade dadurch, daß der Dichter mit den Vorstellungsbildern, die immer wieder<br />

zerfließen wollen, in einem besonders harten, stetigen Kampf liegt, daß für das Erzeugen<br />

<strong>und</strong> Erhalten von Bild <strong>und</strong> Anschauung unablässig die größten Anstrengungen gemacht<br />

werden müssen. Andererseits verhindert dieses schnelle Zerfließen der Bilder, das durch<br />

immer neue Fiktionen kompensiert werden muß, im Hörspiel auch einen naiven<br />

Realismus. Indem der Vorstellungskraft der Hörer immer neue Anstöße gegeben werden<br />

müssen, weckt die Nachdrücklichkeit <strong>des</strong> bildschöpferischen Vorgangs stets auch die<br />

Vermutung, daß die Bilder hintersinnig <strong>und</strong> bedeutend seien, <strong>und</strong> diese Vermutung darf<br />

nicht enttäuscht werden.<br />

So bleibt also nichts übrig, als über das Vordergründige hinauszugehen – nicht etwa ins<br />

Allegorische <strong>und</strong> Parabolische (den Grenzfall, in dem die Bedeutung schon wieder vom<br />

Bild abgespalten wäre), sondern zur Einheit <strong>des</strong> Worts hin. Bilder, Handlungen, Figuren,<br />

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