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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Übertragungswagen dahin auf den Weg machen, wo das Eis knirscht. Aber wir mußten<br />

uns an die Mittel im Studio halten. Da hat sich also einfach einer – ich muß es gestehen,<br />

so lächerlich es klingt – neben dem Mikrophon postiert <strong>und</strong> gegurgelt. Und dann haben<br />

unsere Hörer konstatiert oder nicht konstatiert: es klingt wie treiben<strong>des</strong> Eis. Danach<br />

haben wir das Rezept der Herstellung verraten.«<br />

Braun erzählt weiter: »Es haben dann seltsame Experimente mit dem Wort stattgef<strong>und</strong>en,<br />

z. B. versuchten wir ein Hörspiel zurechtzuzimmern, in dem, ganz wie in der<br />

Gesangskunst, die Rollen von den Stimmlagen her eingeteilt waren – also ein Spiel, in<br />

dem ein Herr Tenor, ein Herr Baß, ein Fräulein Sopran <strong>und</strong> eine Frau Alt als dramatische<br />

Personen auftraten. Wir kamen darauf – nicht aufgr<strong>und</strong> einer großen allgemeinen<br />

Konzeption, sondern aus der Verlegenheit heraus, daß man die Stimmen gut voneinander<br />

unterscheiden muß. So haben wir auch Hörspiele für Dreiklänge – Terz, Quint, Oktav –<br />

schreiben lassen, <strong>und</strong> schließlich haben wir es mit Resonanzen versucht, indem wir an<br />

Resonanzkörper wie Cello, Geige etc. dachten <strong>und</strong> obendrein die Stimmen mit<br />

verschiedenen Raumakustiken verbanden. Hier wurde nun der Schritt zum eigentlichen<br />

Hörspiel getan, insofern als nicht mehr ein Text vom Theater entlehnt <strong>und</strong> für den<br />

R<strong>und</strong>funk bearbeitet worden war, sondern als er von einem Autor zugleich für die<br />

Mikrophondarstellung erf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> geschrieben wurde.«<br />

Gegenüber Eckerts Versuch, amerikanische <strong>und</strong> englische Einflüsse zu konstatieren, muß<br />

man wohl auf solche Vorgänge hinweisen. Die Entwicklung konnte elementarer, <strong>und</strong><br />

darum auch originaler, kaum beginnen.<br />

Eckert stellt drei Titel an den Anfang, die nun schon wirkliche Hörspiele bezeichnen; nur<br />

zwei von ihnen sind nachzuprüfen, nur eines ist gesendet worden. Ganz unkontrollierbar<br />

ist Eckerts Behauptung, es hätte in Deutschland noch vor Hughes »das in den Monaten<br />

Oktober bis November 1923 geschriebene Spiel Anke von F. A. Tiburtius gegeben. Seine<br />

Handlung spielte an der Meeresküste <strong>und</strong> irr einer Leuchtturmstube mit den<br />

entsprechenden akustischen Attributen, die weit origineller waren als die sprachliche<br />

Formung. Gesendet worden ist es nie.«<br />

Das zweite unter den frühen deutschen Hörspielen, das Eckert erwähnte, ist – mehr eine<br />

Spielerei als ein Spiel – 1924 entstanden <strong>und</strong> kürzlich wiederaufgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in Frankfurt<br />

neuinszeniert worden. Es trägt den Untertitel Versuch einer Funkgroteske <strong>und</strong> heißt<br />

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