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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Die paar bisherigen Welterfolge <strong>des</strong> Fernsehspiels, an der Spitze Reginald Roses Zwölf<br />

Geschworene, zeigen, daß das hier beschriebene Einaktermodell – eine Gesellschaft,<br />

eingesperrt unter der Bedingung einer Aufgabe – eine der großen Möglichkeiten <strong>des</strong><br />

Fernsehens bilden könnte, wenn man sich darum bemühte. ∗<br />

Aber kehren wir zum Hörspiel zurück, wo die Linie von Dürrenmatts Abendst<strong>und</strong>e zu Lenz’<br />

beiden, später zum Theaterstück verb<strong>und</strong>enen Hörspielen genau die Grenze bildet. Das<br />

kann noch eben als Hörspiel, kann aber auch schon als Einakter gelten; man kann es<br />

noch, <strong>und</strong> unter großer Anteilnahme <strong>des</strong> Publikums, im R<strong>und</strong>funk senden, fragt sich dann<br />

freilich schon, weshalb man es nicht lieber auf einem kleinen Theater oder im Fernsehen<br />

spielt. Bei Stücken, bei denen obendrein auch noch die Fülle der wechselnden<br />

realistischen Szenen auf das Anschaubare, auf die Bühne hinweist, ist schließlich, selbst<br />

wenn ihre Verfasser sie als Hörspiele geschrieben haben, die Grenze zum Theater schon<br />

überschritten. Da wären dann bestenfalls noch ganz äußerliche Gründe geltend zu<br />

machen: etwa wenn diese Stücke Szenen enthalten, die ein Bühnenbild nicht<br />

verwirklichen kann, Szenen im Auto, auf freiem Feld oder solche, in denen, aus dem<br />

Realismus heraustretend, innere Stimmen oder Stimmen von Gegenständen oder Tieren<br />

sprechen.<br />

Natürlich reichen alle diese Gründe eigentlich nicht aus, wirklich von Hörspielen zu reden.<br />

Andererseits wird es bei der Hörspieldramaturgie stets Grenzüberschreitungen zum<br />

Theater hin geben. Die Hörspielabteilungen sind immer zugleich eine Art Vorschule <strong>des</strong><br />

Theaters <strong>und</strong> können es sein: die Produktion eines Hörspiels verlangt ja weit weniger als<br />

ein Drittel der Zeit <strong>und</strong> der Kosten eines Bühnenstücks oder Fernsehspiels, <strong>und</strong> bei dem<br />

großen Verbrauch im R<strong>und</strong>funkprogramm kann ohne Eklat auch einmal ein mißglücktes<br />

Experiment mit durchgehen. Außerdem liegt das Hörspiel, wie ich ausgeführt habe, »auf<br />

halbem Weg zum Theater«, es fällt jungen Autoren anfangs leichter, im unbegrenzten<br />

Raum der Imagination zu dichten <strong>und</strong> alle Bewegungen mit dem bloßen Wort zu<br />

vollziehen, als das Wort, noch ehe sie es recht erprobten, zugunsten von wirklichen<br />

Bewegungen <strong>und</strong> gegenständlichen Ausdrucks<strong>mittel</strong>n zu reduzieren.<br />

Wenn man die Bedeutung <strong>des</strong> Hörspiels als Turnierplatz <strong>und</strong> Experimentierfeld an der<br />

Wirkung ermißt, kann man schwerlich auf die Idee kommen, die Verpflichtung, die den<br />

∗ Ausführlicher schreibe ich darüber im Vorwort <strong>des</strong> Bändchens Vier Fernsehspiele (Verlag Cotta).<br />

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