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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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der Technik <strong>und</strong> ihren künstlerischen Möglichkeiten. Wahrscheinlich sind Technik <strong>und</strong><br />

Kunst nie so als Einheit empf<strong>und</strong>en worden, wie damals. Das Bild <strong>des</strong> radiobastelnden<br />

Döblin besagt mehr als nur das zufällige Hobby eines Dichters.<br />

Die »Reichsr<strong>und</strong>funkgesellschaft« hat den sieben Autoren, als sie die Stücke erwarb,<br />

offensichtlich auferlegt, je eine Erklärung, eine Vorrede zu verfassen, die dann zusammen<br />

mit den Texten vervielfältigt wurde (außer im Fall <strong>des</strong> einzig gedruckten Manuskripts von<br />

Oskar Möhring, dem die Vorrede fehlt). So erfahren wir bei einigen auch etwas über die<br />

Persönlichkeit der Schreiber <strong>und</strong> sehen, wie sich Theorie <strong>und</strong> Praxis, Wollen <strong>und</strong> Können<br />

gegenüberstehen: die Theorie mit herrlichen Zielen voller Pathos – einer Praxis, in der<br />

trotz großer Anstrengung <strong>und</strong> meist auch großem Aufgebot an Personal <strong>und</strong> Aktion fast<br />

alles ärmlich <strong>und</strong> mißlungen ist. Im verkleinerten Maßstab empfindet der anteilnehmende<br />

Leser, was ihn auch angesichts <strong>des</strong> deutschen literarischen Expressionismus oft überfällt<br />

– etwa wenn er, in der Anthologie Menschheitsdämmerung blätternd, den allgemeinen<br />

Willensaufschwung an den zahlreichen unzureichenden Verwirklichungen mißt:<br />

Bew<strong>und</strong>erung <strong>und</strong> Traurigkeit mischen sich. Nur ist der Kontrast hier, wo bloß ähnliche<br />

Ansprüche <strong>und</strong> Ziele, aber keine vergleichbaren Persönlichkeiten am Werke sind, noch<br />

viel beklemmender.<br />

Am trivialsten wirkt die Arbeit, die als die gelungenste galt, <strong>und</strong> die, weil sie allen<br />

damaligen Unterhaltungsschablonen entspricht, zur Sendung wohl auch die brauchbarste<br />

war: Oskar Möhrings Sturm über dem Pazifik. Zwei Spione an Bord eines Schiffes<br />

belauern einander <strong>und</strong> schicken sich wechselseitig ihre Fre<strong>und</strong>innen zum Aushorchen.<br />

Doch ergibt sich leider, überkreuz, richtige Liebe. Da fliegt – es ist weitaus die beste<br />

Lösung – das ganze, mit Pulver beladene Schiff auseinander, <strong>und</strong> so hat die Sache<br />

wenigstens einen gewissen Geräuscheffekt. Franz Theodor Czokor, heute so bekannt,<br />

daß sich Angaben zur Person erübrigen, liefert dagegen mit der Ballade von der Stadt,<br />

einer Art Mysterienspiel über die Mammonanbetung in den Städten, großes Welttheater.<br />

Ursprünglich war das Stück ein sehr <strong>mittel</strong>mäßiges Schauspiel, vom Berliner<br />

Staatstheater abgelehnt. Czokor bekennt, daß er es am liebsten vom jungen Piscator mit<br />

riesigem Technikaufwand inszeniert gesehen hätte: schlüssiger Beweis, wie wenig man<br />

es mit einem Hörspiel zu tun hat. Mit dem dritten Stück, Theodor Heinrich Mayers<br />

Einsturz, besitzen wir zwischen der Comedy of Danger <strong>und</strong> Dannenbergs Streb eine<br />

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