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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Aus diesem Gr<strong>und</strong>e kann ein Hörspiel überall spielen. Es hat einen »Ort«, eine »Bühne«,<br />

so weit wie die Welt <strong>und</strong> der gesamte erforschte <strong>und</strong> unerforschte Kosmos, ja eigentlich<br />

viel weiter: Räume, die nirgends existieren <strong>und</strong> vielleicht sogar nie existieren können,<br />

macht das Hörspiel zu seinem »Schauplatz«. Der Dichter, der Hörspieler, der Regisseur<br />

müssen sie nur zur inneren Schau werden lassen, schon nimmt der Zuhörer jede<br />

Vorstellung »spielend« in sich auf, mag sie noch so weiträumig <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erlich, ja mag<br />

sie sogar paradox <strong>und</strong> widersinnig sein.<br />

Die natürliche Reibungslosigkeit dieser bloß akustisch gesteuerten »Bühnenmechanik«,<br />

geschaffen am gleichen Tage, an dem der Mensch zum ersten Mal Ohr <strong>und</strong> Herz öffnete,<br />

hat den erstaunlichen Siegeslauf bewirkt, den das Hörspiel in <strong>seiner</strong> kurzen Geschichte<br />

antrat.<br />

DIE DUNKLEN ANFÄNGE<br />

Das Wort »Hörspiel« wurde, so weit bisher bekannt, zum ersten Mal von Nietzsche<br />

geprägt. Es steht im vierten <strong>und</strong> letzten Teil <strong>des</strong> Zarathustra, <strong>und</strong> zwar in jenem Kapitel,<br />

das »Die Begrüßung« überschrieben ist. Dort hört Zarathustra, zu <strong>seiner</strong> Höhle<br />

heimkehrend, nicht zwanzig Schritt mehr davon entfernt, aus dem Innern den »großen<br />

Notschrei« herausdringen, den er zuvor schon einmal vernommen hatte. Er »unterschied<br />

deutlich, daß er sich aus vielen Stimmen zusammensetzte- mochte er schon, aus der<br />

Ferne gehört, gleich dem Schrei aus einem einzigen M<strong>und</strong>e klingen.« Und dies nun ist<br />

das Phänomen, das Nietzsche <strong>des</strong> Begriffs Hörspiel für würdig hält, indem er später, beim<br />

Eintritt Zarathustras in seine Höhlenwohnung, formuliert- »Welches Schauspiel erwartete<br />

ihn erst nach diesem Hörspiele!«<br />

Im Zusammenhang mit dem R<strong>und</strong>funk soll der Terminus von Redakteur Hans S. von<br />

Heister geprägt worden sein – in <strong>seiner</strong> Zeitschrift Der deutsche R<strong>und</strong>funk, August 1924,<br />

also ein Jahr nach Eröffnung <strong>des</strong> ersten deutschen R<strong>und</strong>funksenders. Bis dahin hatte<br />

man sich mit Begriffen wie »Sendungsspiel«, »Funkspiel«, »Funkdrama« <strong>und</strong> ähnlichen<br />

Prägungen begnügen müssen.<br />

Es ist erstaunlich, wie schnell Geschichte in Mythos übergeht. Die Erinnerungsbilder<br />

derer, die Anfang <strong>und</strong> Mitte der zwanziger Jahre für das R<strong>und</strong>funkprogramm <strong>und</strong> die<br />

Hörspielarbeit zuständig waren, <strong>und</strong> die leider damals wenig fixiert <strong>und</strong> veröffentlicht, aber<br />

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