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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Doch sind solche Klagen über den Auseinanderfall der Sprache in leere Bilder <strong>und</strong> in<br />

bildlose Abstraktionen, solche Ansprüche, dem entgegenzuwirken, keine Besonderheit.<br />

Ich glaube, ich muß mich weniger damit auseinandersetzen, daß das Hörspiel gegenüber<br />

anderen literarischen Gattungen als etwas bestürzend Neues erscheint (was dann wohl<br />

auch besonders fragwürdig wäre), sondern umgekehrt taucht die Frage auf: wo denn<br />

eigentlich bei dieser so gepriesenen, neuen Kunstgattung die Tendenzen liegen, die nicht<br />

zugleich Tendenzen der ganzen heutigen Dichtung sind. Und darauf ist die Antwort<br />

schwerer.<br />

Ich habe Walter Jens’ Traktat über die Deutsche Literatur der Gegenwart durchgeblättert,<br />

das mich weniger in seinen vielleicht zu optimistischen Schlußfolgerungen als in seinem<br />

kühnen Versuch, die literarischen Zeitströmungen auf wenigen Buchseiten zu<br />

charakterisieren, durchaus überzeugt. Ich möchte daraus einiges exzerpieren:<br />

Vom heutigen sagt Jens: »Beschränkung heißt das Zauberwort: nicht der Zyklus, sondern<br />

die Parabel spiegelt die Realität.« – »Kein nuancenreiches, imitatorisch-getreues<br />

Vokabular, sondern das reduzierte Wort-Arsenal, der verschwiegene Kontext, die<br />

Kafkasche Fülle der Kargheit, ein einheitlicher Bildkomplex chiffriert... die disparaten<br />

Linien <strong>des</strong> modernen Koordinatensystems« – »Man hat den freien Raum als Stilprinzip<br />

entdeckt: die ›Löcher‹ im Gespräch, die leere Stelle zwischen Satz <strong>und</strong> Satz; Sprünge von<br />

Abschnitt zu Abschnitt; Verzicht auf psychologische Glaubwürdigkeit; die groben, durch<br />

keine Zwischentöne gemilderten Paradoxien, die nicht erklärten Widersprüche <strong>und</strong> das<br />

ungefüge Antithesen-Spiel.« – »Die personale Optik: die Identität von Autoren- <strong>und</strong><br />

Figuren-Blickpunkt ... nur das zu beschreiben, was eine einzige Person, sei es der Held,<br />

sei’s eine Nebenfigur, zu sehen vermochte.« – »Die letzte, winzigste Strecke schmolz in<br />

jener Sek<strong>und</strong>e, da der Romancier sich entschloß, nicht einen Raum zu erfinden <strong>und</strong><br />

Geschehnisse zu fingieren, die das Bewußtsein <strong>seiner</strong> Hauptfigur erreichten, sondern den<br />

Helden selbst seine Umwelt denkend <strong>und</strong> handelnd kreieren zu lassen.« – »Die Ich-<br />

Erzählung... ermöglicht einen einheitlichen Blickpunkt – auf der andern Seite gibt sie<br />

Gelegenheit zu episch-dramatischer Kontamination, zu essayistischem Einschub, zu<br />

reflexiven Lyrismen <strong>und</strong> ironischen Meditationen.«<br />

Für die moderne Lyrik findet Jens folgende charakterisierende Stichworte:<br />

»Resimplifizierung der Bilder, Metaphern <strong>und</strong> Reime« – »Freiwillige Beschränkung <strong>des</strong><br />

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