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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Ich bin sicher, daß die ursprüngliche Absicht <strong>des</strong> alten Vertragsformulars die Begründung<br />

eines solchen Arbeitsverhältnisses war, <strong>und</strong> ich glaube darüber hinaus, daß die<br />

schöpferischen Leistungen <strong>des</strong> R<strong>und</strong>funks <strong>und</strong> die Blüte <strong>des</strong> Hörspiels ohne die Klugheit<br />

der Erfinder dieses Vertragsformulars nicht denkbar gewesen wären. Unter dem<br />

Gesichtspunkt eines solchen Verhältnisses muß man auch die Honorare ansehen. Sie<br />

betragen für die Erstsendung eines min<strong>des</strong>tens einstündigen Hörspiels heute zwischen<br />

zweitausend <strong>und</strong> viereinhalbtausend <strong>und</strong> für <strong>des</strong>sen Wiederholung zwischen tausend <strong>und</strong><br />

dreitausend Mark (je nach Größe <strong>des</strong> Sendegebiets).<br />

Das scheint wenig, verglichen vor allem mit Fernsehspielhonoraren, die das vier- oder<br />

fünffache ausmachen (freilich dann eine Ausstrahlung über das ganze Bun<strong>des</strong>gebiet,<br />

nicht nur über das einer einzelnen Station einschließen) – <strong>und</strong> verglichen auch mit<br />

Filmhonoraren, die manchmal für den bloßen Stoff schon so viel betragen wie für ein<br />

fertiges Fernsehspiel. Doch man darf nicht nur die Ausgangspositionen ansehen. Ein<br />

Fernsehspiel ist mit einer einmaligen Sendung für immer oder für lange Zeit »verbraucht«,<br />

ein gutes oder mittleres Hörspiel aber beginnt vielleicht nach der ersten Sendung erst<br />

seinen Weg mit Wiederholungen <strong>und</strong> Sendungen anderer Stationen – ganz abgesehen<br />

davon, daß bei einer Gemeinschaftsproduktion bereits das erste Honorar sich verdoppeln<br />

kann. Es gibt Hörspiele <strong>des</strong> Repertoires, die im Laufe der Jahre zweifellos doppelt so viel<br />

einspielen wie ein Fernsehspiel, selbst wenn ihm das seltene Glück einer Wiederholung<br />

zuteil wird. Daß auch die Annahme bei einer großen oder kleinen Station schon einen<br />

Unterschied macht, <strong>und</strong> überhaupt, daß der Gewinn nicht gleichsam tabellarisch zu<br />

errechnen ist, sondern von Qualität <strong>und</strong> Chance abhängt, belebt das System <strong>und</strong> macht<br />

es gerade für Autoren von Rang interessant.<br />

Leider ist das Verfahren in Gefahr, in ein unpersönliches Rechtsgeschäft mit<br />

schematischen Preisen umgewandelt zu werden – nicht so sehr infolge der allgemeinen<br />

Zeittendenz zur Entpersönlichung, sondern vor allem infolge von Usancen beim<br />

Fernsehen, die, wie manches was dort entsteht, für den ganzen Funkbetrieb<br />

verallgemeinert werden. Beim Fernsehspiel ist das direkte Gespräch mit dem Autor heute<br />

ein Ausnahmefall, es wird nichts oder nur wenig Neues geschaffen, man lebt vom<br />

vorhandenen Theaterschrifttum, <strong>des</strong>sen Urheberrechte die Bühnenverleger verwalten. Die<br />

Bühnenverleger aber streben, ermuntert durch die Unentbehrlichkeit der von ihnen<br />

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