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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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vorläufig nur Spekulationen möglich. Aber wie nach dem Gesetz der Beharrung jede<br />

Sache, auch wenn sich ihre Funktion ändert, noch lange Zeit den Zustand bewahrt, in<br />

dem sie ihre charakteristische Prägung erhielt, so wird auch das Hörspiel noch lange die<br />

Form behalten, derentwegen es in die Mitte der literarischen Bemühungen gerückt ist –<br />

un<strong>mittel</strong>bar neben die ehrwürdigen Formen <strong>des</strong> Gedichts, <strong>des</strong> Dramas, <strong>des</strong> Romans.<br />

Doch selbst wenn das eines Tages nicht mehr so sein sollte, selbst wenn niemand mehr<br />

Hörspiele schreibt oder hört, selbst dann wird die späten Beobachter der Entwicklung<br />

noch immer der Gedanke aufregen: daß in einer Zeit, in der alles so billig <strong>und</strong> für die<br />

große Masse opportun gemacht wurde, einmal eine so schwierige, vornehme, diffizile<br />

Kunst, eine neue Kunst <strong>des</strong> gesprochenen Worts, so erstaunliche Wirkungen auch in die<br />

Breite erreichen konnte. Der Vorgang widersprach allen Erwartungen.<br />

DAS PERMANENTE PROGRAMM<br />

Durch den R<strong>und</strong>funk trat – außer dem Hörspiel, aber ungefähr gleichzeitig mit ihm – noch<br />

eine andere Erscheinung neu in unsere Welt: das »permanente Programm«. Da beide,<br />

Hörspiel <strong>und</strong> »Programm«, mit der Kategorie Zeit, mit der verrinnenden Zeit zu tun haben,<br />

da ferner das permanente Programm sozusagen der »Ort« ist, an dem sich unter anderm<br />

auch das Hörspiel befindet, bestehen Zusammenhänge.<br />

Es gibt Künste, die räumlich gestalten, <strong>und</strong> andere, Musik <strong>und</strong>, Dichtung, die sich in der<br />

Zeit abspielen. Das heißt nicht bloß, daß die Werke dieser Künste sich innerhalb <strong>des</strong><br />

Zeitflusses befinden wie die ganze empirische Welt, sondern sie sind dem Zeitfluß<br />

gegenüber aktiv: sie formen ihn, sie deuten ihn, sie prägen ihm eine Dynamik auf, so daß<br />

er bald schneller, bald langsamer, bald gewichtiger, bald gewichtloser, bald lust-, bald<br />

schmerzvoll fühlbar wird. Natürlich gewinnt auch die empirische Zeit vom Erlebenden <strong>und</strong><br />

vom Erlebnis her Tempo <strong>und</strong> Dynamik. Aber das künstlerische Erleben <strong>des</strong> Zeitflusses<br />

durch Musik oder Dichtung bedeutet, daß wir Zeit als Stil-, Form- <strong>und</strong> Sinnstruktur<br />

erfahren. Der Unterschied wird sichtbar, wenn wir vergleichsweise an natürlichen <strong>und</strong><br />

architektonisch gestalteten Raum denken.<br />

Die Raumkünste zeigen, wie die Menschen den Raum, die Zeitkünste, wie sie den<br />

Zeitablauf deuten. Beide, Raum <strong>und</strong> Zeit, können als endlich <strong>und</strong> als unendlich, als<br />

gerichtet auf ein Ende hin – etwa auf die Wiederkunft Christi – oder als zyklisch, als<br />

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