13.02.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2004 - Deutsches Studentenwerk

Jahresbericht 2004 - Deutsches Studentenwerk

Jahresbericht 2004 - Deutsches Studentenwerk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bericht des Präsidenten<br />

Studiengebühren<br />

oder Studienbeiträge<br />

206<br />

Wir fordern deshalb die Bundesregierung, den Deutschen Bundestag<br />

und den Bundesrat auf, noch in dieser Legislaturperiode eine sozial<br />

gerechte individuelle Studienfinanzierung zu realisieren. Wir haben<br />

dazu Anforderungen formuliert, Sie finden diese in der Beschlussvorlage<br />

vier. Wir schlagen unter anderem vor, die Studienfinanzierung als<br />

Rechtsanspruch für Lebensunterhalt und Ausbildung auszugestalten<br />

und für die Bereitstellung der Mittel Bund und Länder gemeinsam in<br />

die Verantwortung zu nehmen. Auch soll die Hälfte der Studienfinanzierung<br />

nicht als Darlehen, sondern als Zuschuss gewährt werden.<br />

Wer über Studiengebühren oder Studienbeiträge spricht – oder diese<br />

sogar plant oder deren Einführung sogar vorbereitet – muss wissen,<br />

dass er damit die Studienkosten erheblich erhöht. Die 17. Sozialerhebung<br />

zeigt, dass Eltern schon jetzt einen wesentlichen Anteil der Ausbildungskosten<br />

tragen und die studentische Erwerbstätigenquote<br />

bereits jetzt sehr hoch ist. Bei Zunahme der finanziellen Belastung<br />

wäre vor allem bei Studieninteressierten der unteren und – das ist zu<br />

befürchten – ganz besonders auch der mittleren Herkunftsgruppe ein<br />

Studienverzicht nicht auszuschließen. Und das hieße weitere soziale<br />

Selektion – also gerade das Gegenteil von dem, was dieses Land<br />

braucht!<br />

Von einem Stipendiensystem schließlich, wie es in vielen Modellen als<br />

Voraussetzung für Studiengebühren immer wieder auftaucht, sind wir<br />

in Deutschland meilenweit entfernt. Nur gerade 2 % der rd. zwei Mio.<br />

Studierenden geben an, sich unter anderem mit Stipendien zu finanzieren.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

es ist müßig zu spekulieren, wie das Bundesverfassungsgericht in der<br />

Frage entscheiden wird. An dieser Kaffeesatzleserei will ich mich nicht<br />

beteiligen. Das Bundesverfassungsgericht hat bei seiner Anhörung<br />

zum Thema Studiengebühren am 9. November darauf verzichtet, die<br />

Sachverständigen, zu denen das DSW zählte, überhaupt zu hören. Es<br />

reizt mich, auch dieses zu kommentieren. Aber es mag für sich sprechen<br />

...! Lassen Sie mich hier nur eines sagen: In einer Zeit, in der wir<br />

von „Bologna“ reden, ist für mich ein Rückfall in die Kleinstaaterei,<br />

das heißt: in die Alleinzuständigkeit der Länder für die Lebens- und<br />

Studienbedingungen, kaum vorstellbar! Aber nun ja, Sie kennen die<br />

unterschiedlichen Positionen, die unterschiedlichen Modelle, die gerade<br />

in den letzten Monaten präsentiert wurden. Manche gehen an der<br />

Realität so krass vorbei, dass ich mit Karl Kraus ausrufen möchte:<br />

„Herr, vergib ihnen, denn sie wissen, was sie tun.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!