Jahresbericht 2004 - Deutsches Studentenwerk
Jahresbericht 2004 - Deutsches Studentenwerk
Jahresbericht 2004 - Deutsches Studentenwerk
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Studienfinanzierung<br />
88<br />
- Das Kreditvolumen ist daher so zu bemessen, dass davon Lebensunterhalt<br />
und Studiengebühren für eine über der Regelstudienzeit<br />
liegende, aber nach oben begrenzte Studiendauer bestritten werden<br />
können. Zu Abschätzung der Kosten der Lebensführung bietet<br />
sich als Ausgangspunkt das Leistungsniveau der Sozialhilfe<br />
für einen Alleinstehenden an. Dieser erhält monatlich rund 640<br />
Euro, wobei der genaue Betrag von der Höhe der Warmmiete<br />
abhängt. Berücksichtigt man, dass einerseits die Kosten der<br />
Unterkunft bei einem Studierenden aufgrund der typischerweise<br />
kleineren Räumlichkeiten und der ermäßigten Mieten in Studentenwohnheimen<br />
eher noch etwas niedriger als im Falle eines<br />
Sozialhilfebeziehers sein dürften, andererseits aber auch höhere<br />
Aufwendungen für die Beschaffung von Lernmitteln entstehen,<br />
so scheint ein Betrag von bis zu 680 Euro pro Monat für die<br />
Kosten der Lebensführung nicht unplausibel. Nimmt man Studiengebühren<br />
von jährlich 1.000 Euro pro Studienjahr, hinzu, so<br />
beliefe sich der gesamte Darlehensbetrag für eine maximale Auszahlungszeit<br />
von sechs Jahren auf rd. 64.000 Euro. Dieser Rahmen<br />
dürfte aber nur in Ausnahmefällen voll in Anspruch genommen<br />
werden, weil in der Regel zusätzliches Einkommen über private<br />
oder öffentliche Transfers oder Erwerbseinkommen bezogen<br />
oder die maximale Auszahlungsdauer nicht voll ausgeschöpft<br />
werden. Bei einer an den Kapitalmarktzinsen orientierten Verzinsung<br />
einschließlich eines Aufschlags für die Kosten der Abwicklung<br />
und je nach Umfang der Übernahme von Ausfallrisiken<br />
durch den Staat Risikoaufwendungen wird ein Zinssatz in der<br />
Größenordnung von derzeit 5 % angenommen. Unterstellt man<br />
eine gleichmäßige Auszahlung der Darlehenssumme während<br />
des Studiums und dass etwa die Hälfte der maximalen Kreditsumme<br />
in Anspruch genommen wird, ergäbe sich am Ende des<br />
Studiums ein durchschnittliches Kreditvolumen von rd. 32.000<br />
Euro. Diese Belastung könnte, allerdings um den Preis eines<br />
höheren staatlichen Zuschussbedarfs und einer größeren Gefahr<br />
von Arbitragegeschäften, noch gesenkt werden, wenn das Darlehen<br />
während der Studienphase zinsfrei gestellt wird. In diesem<br />
Fall betrüge unter den gleichen Annahmen die zurückzuzahlende<br />
Kreditsumme nur rd. 27.500 Euro. (S. 626/627)<br />
- Um einem solchen Studienkreditprogramm zum Durchbruch zu<br />
verhelfen, müssten allerdings sowohl die bei einer Kreditfinanzierung<br />
von Humankapitalinvestitionen typischerweise höheren<br />
Ausfallrisiken zumindest teilweise vom Staat übernommen wie<br />
auch ex ante sozialverträgliche Tilgungskonditionen festgelegt<br />
werden. Die Rückzahlung sollte nach einer ein- bis zweijährigen<br />
tilgungsfreien Karenzzeit in Form monatlicher Annuitäten<br />
geschehen und nach längstens 25 Jahren abgewickelt sein; zu<br />
diesem Zeitpunkt noch bestehende Verpflichtungen werden abge-