GESCHICHTE

484 Drittes Buch. Drittes Kapitel.
sträubtel). Durch die entschlossene Haltung Osterreichs aber
und durch die Dazwischenkunft Preufsens wurde endlich Nesselrode
zur förmlichen Annahme des Wiener Ultimatums am 20. des
Monats gezwungen2). Dadurch hatte sich Preufsen mit den zusammenwirkenden
Mächten wieder vereinigt. Alsbald wurde den
westlichen Kabinetten Nachricht davon gegeben8).
Zu einer neuen Konferenz sollte die Eröffnung des Friedenskongresses
Anlafs geben: sie begann schon am 1. Februar ihre
Sitzungen in Wien. In der einzigen Sitzung der Konferenz wurde
die Ernennung der Bevollmächtigten fiir die Friedenspräliminarien
vollzogen4). Man einigte sich bald dariiber, dafs Frankreich
das Recht erlangt habe, diese Bevollmächtigten in seine Hauptstadt
einzuladen.
Am 25. Februar begann somit der europäische Kongrefs, an
dem auch Preufsen aber erst in der siebenten Sitzung und
Sardinien teilnahmen. Als Vertreter des Sultans fungierten Aali-
Pascha, der sich zu Meer nach Frankreich begeben hatte, und
Mehemed Dschemil, der Sohn Reschids und osmanischer Gesandter
in Paris. Den Vorsitz hatte Graf Walewski, französischer
Minister des Äufsern, ein unehelicher Sohn Napoleons I. Sogleich
wurde der Waffenstillstand geschlossen und der heikle
Punkt der neuen, von den Mächten aufzustellenden Forderungen
durch eine unbedeutende Grenzberichtigung in Asien erledigt.
Die Einzelpunkte der kiinftigen Organisation der Fiirstentiimer
sollten einer zweiten Kommission" anvertraut werden, nachdem
eine erste die Prinzipien" unverziiglich ausgearbeitet habe. In
betreff der Union und der Befragung der Einwohner standen sich
Frankreich und England einerseits und die Tiirkei und Osterreich
anderseits schroff gegeniiber5). Es wurde endlich festgestellt,
dais die besagten Einwohner durch spezielle Versamm-
i) Testa V, S. 42ff.; Sturdza II, S. 886ff.
Ro sen a. a. 0. S. 245; vgl. Sturdza II, S. 904ff.
Ebenda.
Jasmund a a. 0. II, S. 324ff.; Sturdza II, S. 908ff.
Ebenda S. 2015-1017.