GESCHICHTE

556 Drittes Bach. Fiinftes Kapitel.
Exarchen zu bestatigen, und das Organische Reglement der neuen
Kirche sollte jeden Einflufs der alten beseitigen 1). Dem Exarchen
wurden, wenn nicht die Dörfer zwischen Varna und Konstantinopel,
wie auch Varna selbst, Mesembria und Anchialos,
so doch Sizeboli, Kiistendil, Philippopolis, Stenimaka, Kiistendil
aufser den griechischen Gemeinden und den Stauropygien, Klöster,
die unmittelbar dem Patriarchen unterstanden anvertraut 2).
Das Patriarchat, welches ein ökumenisches Konzil vorgeschlagen
hatte, blieb aber unerschiitterlich, und es gelang ihm,
die Verbannung der bulgarischen Bischöfe vom Nachfolger des
verstorbenen Aali, Mahmud-Nedim , zu erlangen. Erst nach
einigen Wochen (Februar 1872) wurde der erste Exarch , Ilarion
von Trnowo, in Konstantinopel erwählt, und nach seiner baldigen
Abdankung trat als Fiihrer der bulgarischen Kirche der Bischof
von Vidin, Anthim, der seine Studien in Moskau gemacht hatte,
ad. Trotz des gegen ihn im Mai, dann am 17. September ausgesprochenen
Bannes hatte dieser tatsächlich die Verwaltung der
bulgarischen Provinzen , auch in den mazedonischen Gebieten
Uskiib, Veles und Akhrida 2). Einige Bulgaren dachten damals
ernstlich an die Möglichkeit, aus dem Sultan, wie schon gesagt,
einen König ihres wiedererstandenen Vaterlandes zu machen,
und in diesem Sinne wurde auch ein Memoire vom Bukarester
Komitee ausgearb eitet 4).
Im nordwestlichen Winkel der Halbinsel sollte aber eine
neue, gefdhrliche Revolte ausbrechen. Teilweise, wie in Bosnien,
handelte es sich um christliche Untertanen , die nach der 1834
bis 1835 unternommenen Bewegung des Priesters Jowitza und der
Revolte von 1843 iiber die Bedriickungen seitens ihrer mosleminischen
feudalen Herren klagten. Die armen, besitzlosen Bauern
Französisch bei B érar d a. a. O. S. 184 ff. Vgl. such Gel z er , Geistliches
and Weltliches aus dem tiirkisch-griechischen Orient, 1900.
Auch in Bak er a. a. O. S. 364 ff.
Nach Jir e 6e k , Geschichte der Bulgaren, Kapitel mu, und nach
B ér ar d a. a. O. S. 176 ff. Cher die Ansiedlung von Tscherkessen und Tataren
in Bulgarien siehe D um o nt a. a. O. S. 52-53; Jir e ek a. a. O. S. 552, 555.
,,Zeitschrift fiir osteuropäische Geschichte" I, Nr. 2.