GESCHICHTE

510 Drittes Bach. Viertes Kapitel.
gegen gelegentliche Unruhen einzuschreiten, zu erlangen. Durch
den betreffenden Ferman vom 2. Dezember erfolgte auch die
Prorogation der unbequemen Zentralkommission während seiner
ganzen Regierung 1). Am 5. Februar 1862 wurde somit das einheitliche
Rumänien proklamiert.
Nach drei Jahren, als ein Strafsenkrawall in Bukarest während
der Abwesenheit Cuzas ausbrach, glaubte der Wesir Aali Vorstellungen
machen zu können und schlug einen schroffen, verletzenden
Ton an. Die Antwort war schneidig: der Fiirst betonte
, dais nach der Konvention sein Staat eine völlig freie
Verwaltung ohne jede Einmischung der Pforte" geniefse , und
verwies auf die Notwendigkeit fiir die Pforte, mit Rumänien
beste Beziehungen zu unterhalten 2). Als, nach einigen Monaten,
im Februar 1862, Cuza, durch ein militärisches Attentat gezwungen
, abdankte und Prinz Karl von Hohenzollern durch ein
Plebiszit (April) erwählt wurde, war die Pforte geneigt, die Einwilligung
zur Union als abgelaufen zu betrachten, ja sogar das
Land militärisch zu besetzen. Schon stand die Armee Omer-
Paschas in Rustschuk ; als aber die Rumä.nen mit einer Mobilisation
ihres jungen Heeres antworteten, sprach man davon nicht
mehr; endlich geruhte Fiirst Carol, die Reise nach Konstantinopel
anzutreten, wo er als preufsischer prince de sang" empfangen
wurde. Eigentlich waren, aufser dem Tribut und einer diplomatischen
Ltige, alle Bande mit dem neuen, rasch aufstrebenden
Staate zerrissen.
In Serbien hatte Milosch Obrenowitsch Ende 1858 wieder
die Macht an sich gerissen, und der edel gesinnte Alexander
Karageorgewitsch reiste nach den österreichischen Lä.ndern, um
niemals wiederzukehren. Unter seinem nur mit ziemlichen
Schwierigkeiten seitens der Pforte anerkannten Sohne und Nachfolger
(26. September 186o) Michael, der am io. Juni 1868
ermordet wurde , rä.umten die tiirkischen Truppen zuerst, 1862,
Uschitze, Sokol, erst später Kladowo, dann, 1867, auch Schabatz,
I) Nach Archives diplomatiques", Paris 1866, S. zoo; X en opol a. a. O.
S. 213 ff.
2 MesagiI " S. 179 ff.