GESCHICHTE

Viertes Kapitel.
Kampf um die rumanische Union und die Losreifsung
der Fiirstentiimer (1856-1862).
Von der Propaganda der rumänischen Emigrierten, den
Sympathien der öffentlichen Meinung in Frankreich fiir die
rumänische Frage, seinen eigenen lateinischen" Gesinnungen,
wie auch von seinen Theorien iiber das Recht jeder Nation, einen
einzigen Staatskörper zu bilden, beeinflufst, wiinschte der nun
gefeierte und bewunderte Kaiser der Franzosen die Union der
Fiirstentiimer 1) und glaubte fest an die Dankbarkeit der Turken 2),
die ihm die Erfiillung dieses geliebten Projektes erleichtern
wiirde. Ob der Gedanke, den siegreichen Marschall, Herzog von
Pelissier zum moldo-walachischen" Fiirsten zu machen, ihm angehörte,
mufs dahingestellt werden 2).
Er sollte aber nur zu friih einsehen, dafs die letzten Ereignisse
in der Tiirkei ein neues, nur von wenigen geahntes politisches Erwachen
hervorgerufen hatten. Die alten Osmanen und das gemeine
Volk waren zwar ilberzeugt, dafs ihr Vaterland nicht mehr bestehe,
dais die grofsen Sultane sich unter der Erde befanden, ohne einen
Nachfolger zuriickgelassen zu haben, dais die fremden Giaurs,
deren Heere das Reich durchzogen und besetzten, nun die Herren
geworden seien, dafs die in schwarze Röcke gekleideten Herren,
die ihre ä.ufserlichen religiösen Pflichten kaum mehr erfiillten,
Vgl. Cavours Briefe an Massimo d'Azeglio, 2., 6., 7., 12. März 1856;
Affaires d'Orient, Réorganisation des provinces Danubiennes", Paris 1856; such
bei Star dza a. a. O. III, S. 114 ff. -
Sprach man doch von 50000 Franzosen, Opfern des Typhus, die anf
14 neuen Friedhöfen Konstantinopels begraben warden; Durand de Fo ntm agbe
a. a. O. S. 68-69.
Die schon zitierte Broschiire.