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GESCHICHTE

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518 Drittes Bach. Fiinftes Kapitel.<br />

Ausbleiben der versprochenen Reformen kundzugeben. Das<br />

langsame Morschen" des Reiches, le petit train de pourriture",<br />

wie einer von ihnen die Verarmung und Demoralisienmg der<br />

neuen Tiirkei unumwunden bezeichnete 1), schien ihnen unleidlich<br />

geworden zu sein. Tatsächlich hatten ebensowenig der<br />

Staatsrat wie die provinzialen Versammlungen Unabhängigkeit<br />

und Initiative 2) , und die Walis und Tefterdare machten Bich<br />

keine Bedenken, die Erpressungen nach altem Brauche fortzusetzen<br />

2). Rasch wechselten infolge Serailintrigen und Familienzwistigkeiten<br />

im kaiserlichen Hause die Wesire und ihr meist<br />

unbedeutender ministerieller Anhang. Gleichzeitig verlangte Rufsland<br />

gebieterisch, dais die Zustände in den von slawischen Briidern,<br />

ftir welche es sich wieder interessieren zu diirfen glaubte,<br />

bewohnten Provinzen von einer strengen Untersuchung wahrgenommen<br />

werden sollten. Sogleich protestierte England gegen den<br />

Vorschlag einer europäischen Kommission, die mit dieser heiklen<br />

Mission beauftragt werden sollte, und gab sich, ebenso wie Frankreich,<br />

mit der Idee einer Reise des Grofswesirs Mehemed-Kibrisli,<br />

der wieder ans Ruder gekommen war, in die mifsvergniigten<br />

nördlichen Provinzen völlig zufrieden 4). Zugleich riet der neue<br />

englische Vertreter in Konstantinopel, die finanziellen Zustände,<br />

die immer schwieriger geworden waren, dadurch zu regeln, dais<br />

die dem Reich angehörigen unermefslichen Domä.nen an europäische<br />

Kapitalisten verpachtet oder sogar verkauft werden sollten;<br />

der Staat hätte somit das Recht, sich einen neuen Kredit durch<br />

die betreffenden Garantiepapiere zu eröffnen ; die Pforte begniigte<br />

sich aber, , obgleich sie das Geld des Westens fiir die Pracht<br />

des Serails und die Geschenke des Sultans immer nötiger hatte,<br />

mit der Errichtung eines neuen, vom Willen des Herrn ebenso<br />

wie die anderen abhängigen Rates , jenes der Finanzen, worin,<br />

i) Ebenda.<br />

Destrilhes a. a. O. S. 61; Millinger a. e. O. S. 214 ff.<br />

Vgl. ebenda S. 176-177: II faut se demander plat& comment les<br />

pierres et la poussière meme de ces provinces n'ont pas encore été emportées<br />

par l'avidité de pareils administrateurs." In zwei Jahren sammelte ein asiatischer<br />

Pascha um 1870 zoocoo Phind; ebenda S. 177.<br />

Engelhardt a. a. O. I, S. 161-163.

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