A Magyar Természettudományi Múzeum évkönyve 6. (Budapest 1908)
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48 "WILHELM GUGLER<br />
wird. Es erscheint mir sehr fraglich, ob LINNÉ unter seiner C. jacea<br />
nur die im obigen 1 g pica benannte Varietät gemeint hat, wie mehrfach<br />
angegeben wird. Sein Ausdruck: «calycibus lacer is » ist keineswegs klar.<br />
Das Wort lacerus kann ganz gut auch in dem Sinne aufgefaßt werden,<br />
wie es KOCH (man vgl. var. lacera KOCHI verwendete, also nicht als<br />
«eingerissen», sondern als «fransig zerrissen». Fransen müssen ja entstehen,<br />
sobald die Kisse zahlreicher und mehr oder weniger parallel<br />
werden. Formen mit regelmäßig gefransten Anhängseln lagen LINNÉ<br />
wohl kaum vor. sind solche schon bei uns. d. h. in Mitteleuropa, im<br />
allgemeinen nicht häufig, so werden sie nach Norden zu immer seltener.<br />
In meiner Erweiterung des LINNÉ'schen Namens folgte ich übrigens nur<br />
der Mehrzahl der früheren Autoren. Der Zusatz «eu» in eu-jacea war<br />
zur Vermeidung von Irrtümmern unbedingt nötig, schon um die von<br />
mir ins Auge gefaßte Gruppe, deren Absonderung auf dem neuen Gesichtspunkte<br />
der saisondimorphen Gliederung beruht, von der C. jacea<br />
der anderen Autoren, deren jeder seine Art anders auffaßt, endgültig<br />
abzugrenzen. Für den ganzen Formenkreis muß natürlich der Name<br />
C. jacea L. bleiben.<br />
Gerne hätte ich auch den anderen LiNNÉ'schen Namen amara<br />
aufrecht erhalten, doch war dies absolut nicht möglich. LINNÉ'S viel zu<br />
knappe Diagnose, die störende Bemerkung: «caulibus decumbentibus»,<br />
die Anführung des Synonyms Cyanus latifolius BAUH. sowie endlich die<br />
Anfügung einer schmalblättrigen Varietät (saxatilis) ergeben absolut<br />
keine klaren Anhaltspunkte. Diese Angaben lassen mehr ahnen als<br />
sicher erkennen, daß LINNÉ zum großen Teil, wenigstens unter seiner<br />
Varietät, die in der Tabelle als C. angustifolia rar. intégra bezeichneten<br />
Formen meinte. Da der eigentlichen Art breitere Blätter zukommen und<br />
von den Hüllschuppen nur «calycibus scariosis» ohne das bei jacea<br />
beigefügte «laceris» gesagt wird, so läßt sich schließen, daß er unter<br />
seiner amara auch Formen verstand, die so ziemlich mit A. I. b.<br />
[bracteata (SCOP.) übereinstimmen oder doch ihnen nahe kommen. Niederliegende<br />
Stengel findet man übrigens bei hieher gehörigen Formen nicht<br />
allzu selten, wenn sich auch diese Wuchsform meist als Folge einer<br />
Verletzung nachweisen läßt. In den meisten Floren wird der Name<br />
C. amara L. für ästige, schmalblättrige Formen gebraucht, wie z. B.<br />
auch bei WILLKOMM und LANGE, den einzigen, welche die Variabilität<br />
dieser Formenabteilung erkannten, die so ziemlich der subsp. angustifolia<br />
(SCHRANK) mh. entspricht. Von mehreren anderen Autoren wurde<br />
auch dieser SCHRANK'sc he Name schon für die gleichen Formen angewendet,<br />
wenn auch diese rar. angustifolia fast stets auf die Formen<br />
mit ganzrandigen oder nur unregelmäßig eingerissenen Anhängseln be-