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Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

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118<br />

du dreckiger ausländer, warum du so feindlich<br />

[...]<br />

wenn du nix schluß machen<br />

du so böse <strong>und</strong> feindlich zu sein<br />

dann wir dich zurückschicken<br />

mit poststempel auf arsch. (Biondi 1992: 99)<br />

Immacolata Amodeo<br />

Hier macht der Autor von einer <strong>Sprache</strong> Gebrauch, die weder in grammatikalischer<br />

noch in lexikalischer Hinsicht als korrektes Deutsch bezeichnet werden kann.<br />

Allerdings wird das „Gastarbeiterdeutsch“ – <strong>und</strong> das ist die in dem Gedicht enthaltene<br />

Provokation – einem Deutschen in den M<strong>und</strong> gelegt.<br />

„Kanak Sprak“ als identitätsstiftende Kunstsprache<br />

Zehn bis fünfzehn Jahre später, in den neunziger Jahren, entstand eine weitere, mit<br />

dem „Gastarbeiterdeutsch“ in mancher Hinsicht vergleichbare <strong>Literatur</strong>sprache,<br />

<strong>und</strong> zwar die „Kanak Sprak“. Diese <strong>Literatur</strong>sprache wurde von Feridun Zaimoglu<br />

in Umlauf gebracht <strong>und</strong> kommt folgendermaßen daher:<br />

„Verstehste macker, das is hier vor ort mir’n orntliches bild, wo du man aufschreiben<br />

kannst, wie’s läuft, wo du man gekraxelt bist mit ner pissigen frage, wie’s leben ist <strong>und</strong><br />

wie’n lebenmann schon man echt die kante vom tagelangleben gestrichen voll hat, weil<br />

der umstand halt so is von wegen nutte <strong>und</strong> bumsgierige mannekens weit <strong>und</strong> breit.<br />

[...]“ (Zaimoglu 1995: 98)<br />

„Kanak Sprak“ ist weniger mit dem Milieu ausländischer Arbeiter zu assoziieren,<br />

sondern erscheint als eine Jugend-, aber auch als Gauner- <strong>und</strong> Ganovensprache;<br />

letztlich handelt es sich um eine Kunstsprache, die sich längst auch in anderen<br />

künstlerischen Bereichen, etwa in der Rap-Musik-Szene, etabliert hat. „Kanak<br />

Sprak“ hatte seine Konjunktur in den neunziger Jahren <strong>und</strong> ist eine Kunstsprache,<br />

die aus einer Stilisierung <strong>und</strong> Ästhetisierung authentischen Sprechens einer bestimmten<br />

Subgruppe von Migranten (jüngere Migranten türkischer Herkunft) heraus<br />

entstanden ist.<br />

Mehrsprachiges Schreiben als Ausdruck der Unübersetzbarkeit<br />

von Erfahrungen<br />

Der in Deutschland lebende, italienische Autor Gino Chiellino lässt in seinem<br />

Gedichtzyklus „Sehnsucht nach <strong>Sprache</strong>“ mehrere <strong>Sprache</strong>n nebeneinander bestehen.<br />

Es handelt sich unter anderem um Kalabresisch (einen süditalienischen Dialekt),<br />

Hochitalienisch <strong>und</strong> Deutsch. Das Gedicht „Sinagli ticini e jinostre“ sei<br />

exemplarisch zitiert. Es besteht aus einer Auflistung von Pflanzennamen:

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