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Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

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Hans Thill<br />

tausch mit den Übersetzern zu ahnen beginnen. In langen Abendgesprächen,<br />

Weintafeln <strong>und</strong> Wanderungen knüpfen sich Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong> die Arbeit, die<br />

tagsüber am Gedicht stattgef<strong>und</strong>en hat, führt sich weiter im entspannten Geplauder<br />

oder in der erregten Diskussion. Gemeinsamkeiten werden mit Verblüffung<br />

konstatiert, man sucht nach Begründungen für die Unterschiede. Am Sonntag<br />

präsentiert sich dann zur Matinee eine Gruppe, die durch zahlreiche Arbeitsphasen<br />

hindurchgegangen ist, begleitet von der schönen Strapaze des Kennenlernens.<br />

Die Werkstatt beginnt am Dienstag mit dem Eintreffen der deutschsprachigen<br />

Dichter. In ersten Gesprächen werden organisatorische Fragen erörtert: jeder soll<br />

mindestens zwei Gedichte von jedem Gast übersetzen. Die Übersetzungen sollen<br />

in zwei Lesungen präsentiert werden, bei denen auch einige Gedichte im Original<br />

<strong>und</strong> in unterschiedlichen Versionen vorgestellt werden. Man spricht über die Interlinearversionen,<br />

Vorlieben werden diskutiert, erste Lösungen vorgeschlagen. Mancher<br />

der übersetzenden Dichter kann keine Fremdsprache <strong>und</strong> hat nur selten einmal<br />

etwas übersetzt. Andere sind routiniert, haben ihre Strategien auch über Verständnislücken<br />

hinweg zu einem Text zu kommen. So hat im halb ängstlichen, halb<br />

kühnen Gespräch die Übersetzungsarbeit schon begonnen, bevor die Gäste eingetroffen<br />

sind. Positionen werden hinterfragt, die Verzagten ermutigt, die allzu Forschen<br />

ermahnt. In eine ausgelegte Liste trägt jeder ein, welche Gedichte er übersetzen<br />

möchte. Der Leiter des Projekts sorgt dafür, dass es zwar einige Überschneidungen<br />

gibt, diese aber nicht überhand nehmen. Er verteilt auch kleine Aufgaben:<br />

Die Lokalzeitung (Die Rheinpfalz) begleitet das Projekt, es soll schon am Mittwoch<br />

ein Gedicht vorliegen, das sie am Donnerstag zusammen mit dem Original<br />

in einer Spalte abdrucken kann.<br />

Der Mittwoch steht im Zeichen intensiver Arbeit: Die ersten Gedichte werden<br />

übersetzt, vor allem aber Listen erstellt mit den vielen Fragen, die man an die Autoren<br />

<strong>und</strong> den Interlinearversionär stellen möchte. Erfahrenere arbeiten vor, sie<br />

wissen, dass das Pensum enorm ist für die kurze Zeit.<br />

Am späten Nachmittag treffen die Gastdichter ein, in Begleitung des Philologen.<br />

Man stellt sich einander vor, ein Vertreter des Ministeriums begrüßt die Gäste,<br />

der Leiter trägt sein Begrüßungsgedicht vor, aus Fragmenten der Interlinearversionen<br />

hat er es komponiert. Nach dem Essen improvisieren die Gäste eine erste<br />

Lesung, es wird nicht die letzte Privatlesung bleiben.<br />

Die folgenden Tage vergehen in einem lockeren Wechsel aus Arbeitsgespräch,<br />

Essen <strong>und</strong> Rahmenprogramm. Besichtigungen (Stadtführung durch Heidelberg),<br />

Weinprobe, Spaziergänge in den Weinbergen der Umgebung sollen die Gäste mit<br />

der Region vertraut machen. Es gibt zahlreiche Sitzgruppen im Garten <strong>und</strong> im<br />

Gebäude, die einen steten Wechsel der Arbeitskreise ermöglichen. Der Philologe<br />

erläutert <strong>und</strong> übersetzt, er bereitet sich aber auch auf seine Moderation vor, in der<br />

er an den beiden Abschlusstagen durch die Lesung führen soll: Am Sonntag bei<br />

einer Matinee direkt im Künstlerhaus Edenkoben, am Montag bei einer Abendlesung<br />

im Foyer des SWR.

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