Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
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Nugescha Gagnidse<br />
sie muß ihn erreichet haben <strong>und</strong> nicht einmal, sondern unzählige Male. (Nietzsche:<br />
Nachgelassene Fragmente (1980: Bd. 9, 498))<br />
Damit trifft Thamas Buatschidse, wie ich meine, auch die Ansichten von<br />
Robakidse genau.<br />
Ebenso wie Zarathustra von Nietzsche ist Das Schlangenhemd von Robakidse ein<br />
Werk der Verwandlungen, reich an archaischen Bildern, nicht ein Werk der Theoreme.<br />
Mit Zarathustra <strong>und</strong> Schlangenhemd wird eine Häutung durchlebt, ein Prozess,<br />
an dessen Ende Genesung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>ung stehen oder stehen sollen. Es bleibt<br />
der Gedanke der ewigen Wiederkunft in der Gestalt der Lehre übrig, weil er jetzt<br />
durchlebt wurde. Die Verwandlungskraft der Wiederkunft taugt nicht richtig zur<br />
Ethik, aber umso mehr zur Lehre <strong>und</strong> zur Politik, am besten der großen Politik. In<br />
der Zusammenschau von Nietzsches <strong>und</strong> Robakidses strategischen Begriffen kann<br />
die Wiederkunftslehre in der Unschuld des Werdens sublimiert werden, für die die<br />
ewige Wiederkunft ein Mittel ist. Das ateleologische Denken, das bei Nietzsche<br />
<strong>und</strong> Robakidse immer präsent gewesen ist, verschärft sich; bei beiden Denkern<br />
finden wir das Ende aller Teleologie.<br />
Auch bei Robakidse kennt der Mythos keinen Zeitlauf <strong>und</strong> auch keine Vergangenheit,<br />
keine Gegenwart <strong>und</strong> keine Zukunft. Im Mythos sind die Ewigkeit <strong>und</strong> die<br />
Gegenwart ein <strong>und</strong> dieselbe, d. h., was im Mythos existiert, existiert auch hier <strong>und</strong><br />
heute. Hier kreuzen sich der Mythos <strong>und</strong> die ewige Wiederkunft <strong>und</strong> stellen eine<br />
harmonische Synthese dar. Dabei erhält die Idee der ewigen Wiederkunft im Schaffen<br />
von Robakidse eine konkrete Gestalt. Er vereint außer der Antike auch die<br />
georgische, kaukasische <strong>und</strong> vorderasiatische Mythologie. Der aus dem Mythos<br />
bekannte Artschibald Mekesch bzw. Artschil Makaschwili ist der Großfürst Irubak<br />
Irubakidsede, <strong>und</strong> umgekehrt (Das Schlangenhemd). Megi <strong>und</strong> Medea sind ein <strong>und</strong><br />
dieselbe (Megi ein georgisches Mädchen). Iwlite ist Dali (die Jagdgöttin in der georgischen<br />
Mythologie) <strong>und</strong> umgekehrt (Dali). Kavala ist eine Amazone. Die Amazone<br />
aber stellt Kavala dar.<br />
In den Werken von Robakidse wiederholen sich nicht nur Gestalten, Naturbilder,<br />
Charaktere, Eigenschaften. Artschibald Mekesch, Wamech Laschch, Megi,<br />
Kavala, Iwlite haben die gleichen Merkmale wie mythische Gestalten.<br />
Die Idee der ewigen Wiederkehr des Gleichen enthält bei Robakidse einen historischen<br />
<strong>und</strong> zugleich politischen Charakter, denn der Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
war in Folge der Russischen Revolution eine der schwersten Perioden in der<br />
Geschichte Georgiens, als Georgien als sozialistische Republik etabliert wurde <strong>und</strong><br />
Robakidse, wie andere Schriftsteller <strong>und</strong> Künstler auch, unter Verfolgungen zu<br />
leiden hatte. Deshalb emigrierte er <strong>und</strong> konnte nie mehr zurückkehren. Der<br />
Schriftsteller richtete seine Zukunftshoffnung auf eine goldene Epoche, die er in<br />
der Vergangenheit suchte. Deshalb wird diese Idee der ewigen Wiederkehr in seinen<br />
Romanen als Hoffnungsquelle dargestellt.<br />
Im Jahre 1913 veröffentlichte Robakidse ein Mysterienspiel mit dem Titel<br />
Maia. Maia bezeichnet im vedischen Mythos die Eigenschaft der Heiligen – Meta-