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Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

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Nugescha Gagnidse<br />

modernen literarischen Gruppierungen in Georgien (der Symbolisten „Blaue Hörner“,<br />

der Union georgischer Schriftsteller); auch als Mitherausgeber der Tageszeitung<br />

Sakartvelo (dt. Georgien) betätigte er sich. Zugleich war er lebenslang politisch<br />

aktiv, <strong>und</strong> als Sekretär der georgischen Regierungsdelegation nahm er 1919 an der<br />

Friedenskonferenz zur Beendigung des Ersten Weltkriegs in Paris teil. Sein Engagement<br />

in der Befreiungsbewegung gegen die Sowjetherrschaft zwang ihn schließlich<br />

in die Emigration. 1931 ging Robakidse nach Deutschland, von 1945 bis zu<br />

seinem Tod 1962 lebte er in der Schweiz.<br />

Robakidses Werke wurden auf Georgisch, Russisch, Deutsch, Tschechisch <strong>und</strong><br />

Französisch veröffentlicht. Einige seiner Werke übersetzte der Autor selbst aus<br />

dem Georgischen ins Deutsche, die meisten aber schrieb er auf Deutsch, denn seit<br />

seinem Studium in Leipzig war ihm die <strong>Sprache</strong> ganz vertraut geworden. Folgende<br />

Werke erschienen im Eugen Diederichs Verlag in Jena <strong>und</strong> im Insel-Verlag Leipzig:<br />

Das Schlangenhemd: ein Roman des georgischen Volkes. Vorwort Stefan Zweig 1928.<br />

Megi - ein georgisches Mädchen 1932; 1943.<br />

Kaukasische Novellen 1932 (als einziges Werk neu aufgelegt bei Suhrkamp 1979).<br />

Die gemordete Seele: Roman 1933; 1937.<br />

Der Ruf der Göttin 1934; ca. 1940.<br />

Dämon <strong>und</strong> Mythos 1935.<br />

Die Hüter des Grals: Roman 1937.<br />

Adolf Hitler, von einem fremden Dichter gesehen 1939; 1941; 1942; 1942.<br />

Mussolini, der Sonnengezeichnete. 1941; 1942.<br />

Mussolini: Visionen auf Capri. 1942.<br />

Eine erneute Auseinandersetzung mit Robakidse bedingt, sein Leben <strong>und</strong> Werk<br />

mit dem kritischen Blick von heute gründlich zu untersuchen, die Rezeption seiner<br />

Werke in Deutschland zu erforschen <strong>und</strong> im Kontext des literarischen Umfelds zu<br />

beleuchten, vor allem im Zusammenhang der philosophisch-literarischen Strömungen<br />

in Europa. Bei seinem langen Auslandsaufenthalt kam Robakidse mit den<br />

am Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts in Mitteleuropa herrschenden literarischästhetischen<br />

<strong>und</strong> philosophischen Strömungen in Kontakt, die sogleich für sein<br />

Schaffen sehr wichtig wurden. Aber sein Hauptthema war immer Georgien, seine<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> seine Zukunft. Er war überzeugt, dass die Kultur umso individueller<br />

ist, je universaler sie ist (Robakidse 1996: 32).<br />

Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> im Ersten Weltkrieg herrschte in Europa ein<br />

weit verbreitetes Gefühl der Einsamkeit <strong>und</strong> Heimatlosigkeit in einer für die Menschen<br />

häufig destruktiven Industriegesellschaft, die sie mit elenden Lebensbedingungen<br />

bedrohte. So kam Hannah Arendt zu der Einsicht: „Was moderne Menschen<br />

so leicht in die totalitären Bewegungen jagt <strong>und</strong> sie so gut vorbereitet für die<br />

totalitäre Herrschaft, ist die allenthalben zunehmende Verlassenheit“ (Arendt 2003:<br />

978). Die Gefühle der Entfremdung <strong>und</strong> der Verlassenheit, überhaupt in einer<br />

zerbrochenen Welt zu leben, trieben viele Menschen auf der verzweifelten Suche

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