Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
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Interkulturelle Germanistik in <strong>Göttingen</strong> 13<br />
senschaft, Philosophie etc. Am Fachbereich Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungswissenschaften<br />
der Universität Bremen gibt es seit 2004 die deutschlandweit einzige Professur<br />
(Prof. Dr. Yasemin Karakasoglu) für Interkulturelle Bildung. Die Universität<br />
<strong>Göttingen</strong> bietet den Masterstudiengang „Intercultural Theology“ an, der sich der<br />
Analyse <strong>und</strong> dem Verständnis des transkulturellen Charakters <strong>und</strong> der <strong>Vielfalt</strong> der<br />
kulturellen Gestalten des Christentums widmet. 1992 wurde u. a. die Gesellschaft<br />
für Interkulturelle Philosophie (GIP) gegründet. Sie hat inzwischen Mitglieder in<br />
allen Erdteilen, die gemeinsam an einer Interkulturellen Philosophie arbeiten. Ihr<br />
selbst gestecktes Ziel ist es, die „engen Schranken der eigenen kulturellen Bedingtheiten<br />
im Philosophieren zu öffnen <strong>und</strong> sich sowohl systematisch als auch<br />
historisch im gegenseitigen Austausch mit den philosophischen Bemühungen anderer,<br />
zunächst fremder Kulturen auseinander zu setzen.“ (vgl. http://www.intgip.de)<br />
Der Radius bleibt jedoch keineswegs auf Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> die<br />
akademische Lehre beschränkt. Enormes Gewicht kommt Interkulturalität in bildungs-,<br />
wirtschafts- <strong>und</strong> kulturpolitischen Bereichen zu, wenngleich – <strong>und</strong> dies soll<br />
hier nicht schöngeredet werden – sich hier oftmals eine gewisse Beliebigkeit <strong>und</strong><br />
begriffliche Unschärfe breitmacht. In Deutschland wird unter dem Schlagwort<br />
„interkulturelle Bildung“ vor allem versucht, ein Bewusstsein dafür zu schaffen<br />
<strong>und</strong> die Einsicht darin zu stärken, dass kulturelle, sprachliche <strong>und</strong> soziale Diversität<br />
Bestandteil unserer heutigen Gesellschaften sind, was eine ebenso vielfältige <strong>und</strong><br />
heterogene Pädagogik <strong>und</strong> Didaktik erfordert. So hat beispielsweise die Kultusministerkonferenz<br />
der Länder 2002 beschlossen, interkulturelle Pädagogik in die Erzieheraus-<br />
<strong>und</strong> -weiterbildung sowie in die Lehrerausbildung aufzunehmen, denn<br />
bereits 2001 hatten 11% aller Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler an deutschen Schulen eine<br />
nicht-deutsche Staatsangehörigkeit, hinzukommen Kinder <strong>und</strong> Jugendliche aus<br />
Aussiedlerfamilien oder eingebürgerte Kinder aus binationalen Familien. In manchen<br />
B<strong>und</strong>esländern beträgt der Anteil von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
inzwischen 30-40%. Was man vor dem Hintergr<strong>und</strong> permanenter<br />
gesellschaftlicher Transformationen <strong>und</strong> der sich in Folge entfaltenden Forschungsaktivitäten<br />
<strong>und</strong> bildungspolitischer Interventionen mit Sicherheit festhalten<br />
kann, ist, dass das nach wie vor anhaltende „Interkulturalitäts-Fieber“ der letzten<br />
beiden Jahrzehnte dringend der methodisch-theoretischen Schärfung <strong>und</strong> Reflexion<br />
bedarf. Ein Prozess, der weit davon entfernt ist, abgeschlossen zu sein.<br />
Die Tatsache, dass neue fachliche Ausrichtungen <strong>und</strong> Entwicklungen, theoretische<br />
Paradigmenwechsel <strong>und</strong> Neukonstituierungen von Fächern <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />
Disziplinen nie in einem luftleeren Raum, sondern immer in spezifischen<br />
Kontexten <strong>und</strong> Machtkonstellationen stattfinden <strong>und</strong> unausweichlich bestimmten<br />
Interessen <strong>und</strong> Notwendigkeiten folgen, macht es erforderlich, diese Entwicklungen<br />
näher zu betrachten. Für eine kulturwissenschaftlich <strong>und</strong> interdisziplinär ausgerichtete<br />
interkulturelle Germanistik bedeutet dies zunächst eine Bestandsaufnahme<br />
<strong>und</strong> kritische Reflexion ihrer kulturellen, bildungspolitischen, sozialen <strong>und</strong><br />
historischen Bedingungen <strong>und</strong> Voraussetzungen. Das heißt, wir müssen uns klar