Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
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Zhou Haixia<br />
herunterspielen, in China klotzen (ebd.) <strong>und</strong> ihre Jubelkampagne in China fortsetzen<br />
(ebd.). Die in China tätigen deutschen Firmen fühlten sich zerrissen zwischen<br />
der verordneten Begeisterung für die Spiele, die man von ihnen erwartete, <strong>und</strong> der<br />
Kritik daheim in Deutschland (Die Zeit 28 (3. Juli 2008)). Die Unternehmen führten<br />
eine solche Doppelstrategie durch, um gleichzeitig sowohl in ihrem Gastland<br />
China als auch daheim in Deutschland ein gutes Image zu pflegen <strong>und</strong> damit möglicherweise<br />
Verluste der Unternehmensinteressen zu vermeiden bzw. zu reduzieren.<br />
Daher waren „Deutschlands Manager in Peking hin- <strong>und</strong> hergerissen. Zu einer<br />
klaren Position gegenüber der chinesischen Politik können sie sich nicht durchringen.”<br />
(Die Zeit 28 (3. Juli 2008) <strong>und</strong> 29 (10. Juli 2008)).<br />
Die unklare <strong>und</strong> ungern geäußerte politische Position der in China tätigen<br />
deutschen Wirtschaftskörperschaften war wesentlich auf die Unternehmensinteressen<br />
zurückzuführen. Zugunsten eigener Interessen konstruierten sie aus der positiven<br />
Perspektive ein positives Chinabild, <strong>und</strong> zwar in zweierlei Sinne, einmal im<br />
Sinne des wirtschaftlichen Gewinns in China, aber auch zugunsten der Legimitierung<br />
ihrer China-Interessen vor dem Hintergr<strong>und</strong> unterschiedlicher Meinungen<br />
<strong>und</strong> der Kritik in Deutschland.<br />
Duell unter den Architekten<br />
Duell zwischen Koolhaas (Architekt aus den Niederlanden), Jaques Herzog (Architekt<br />
aus der Schweiz) <strong>und</strong> denjenigen deutschen Architekten, die es ablehnten,<br />
Symbolbauten für China zu planen<br />
In der „Olympia-China-Debatte“ waren zwei bekannte Symbolbauten Chinas,<br />
nämlich der neue CCTV-Turm <strong>und</strong> das Olympiastadion unter dem Namen „Vogelnest“,<br />
ein unentbehrliches Thema. Die beiden Bauten sind von westlichen Architekten<br />
entworfen, nämlich von Koolhaas <strong>und</strong> Herzog, <strong>und</strong> die beiden standen<br />
wegen der hohen Symbolbedeutung ihrer Produkte eben im Focus dieser Debatte.<br />
Obwohl weder Koolhaas noch Herzog deutsche Bürger sind, möchte ich, angesichts<br />
ihres großen Einflusses in diesem Diskurs, die beiden Architekten doch als<br />
einen Pol des Duells unter Architekten darstellen, deren Meinungen bestimmt auch<br />
viele Architekten in Deutschland teilten.<br />
Der Erbauer des Olympiastadions Herzog meinte, obwohl in China Menschenrechtsprobleme<br />
existieren, habe China in den letzten Jahren stets Fortschritte<br />
gemacht. Zwar sei China noch immer weit entfernt von dem, was man im Westen<br />
erwarte, aber die Bildung einer breiten neuen intellektuellen Schicht sei ein hoffnungsvolles<br />
Zeichen einer Veränderung (Der Spiegel 31 (28. Juli 2008)). Die Gesellschaft<br />
in China sei „freier <strong>und</strong> vielfältiger geworden. Aber viele wollen das nicht<br />
sehen, weil sie alles an den hiesigen demokratischen Verhältnissen messen, die<br />
einzigartig <strong>und</strong> selten <strong>und</strong> gerade in Mitteleuropa auch noch gar nicht so alt sind“<br />
(ebd.). Diejenigen, die behaupten, nicht in China bauen zu wollen, hegen „eine<br />
weltfremde, auch arrogante Haltung, ohne Kenntnis <strong>und</strong> Respekt vor der unglaub-