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Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

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246<br />

Kindheit<br />

Auf einer Bank<br />

im Sonnenlicht<br />

sitzt ein Kind<br />

<strong>und</strong> sagt<br />

traumversunken<br />

traumverloren<br />

einer Ziege<br />

die, vorbeikommt<br />

Guten Tag<br />

(Nadja Küchenmeister)<br />

Hans Thill<br />

Die einfache, ländliche Szene hat es in sich. Ein Kind, eine Ziege, ein Gruß, sie in<br />

einem kleinen Gedicht möglichst schlicht zu organisieren, ist offenbar nicht ganz<br />

einfach. Die Ähnlichkeiten in den Übersetzungen sprechen dafür, wie auch die<br />

Unterschiede. Die Tatsache, dass hier zwei Herren mittleren Alters mit Nadja Küchenmeister<br />

eine sehr junge Kollegin neben sich haben, ist den Lösungen nicht<br />

anzusehen.<br />

Nur wenige Gedichte, die bei Poesie der Nachbarn Schweiz zu bearbeiten waren,<br />

hatten diesen ländlichen Charme. Frédéric Wandelères Texte kamen ebenso<br />

lakonisch daher, aber es war in ihnen von den Antillen die Rede, von einer Welt<br />

unter Wasser, die uns ferner ist als die Alpen, Pierre Voélins intensiv-pathetische<br />

Texte hatten die Katastrophen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zum Thema. Alberto Nessi<br />

<strong>und</strong> Claire Genoux beschäftigten sich auf sehr unterschiedliche Weise mit der<br />

Schweizer Wirklichkeit, dem sozialen Ort Schweiz (Nessi) <strong>und</strong> einer inneren, empfindsamen<br />

Landschaft (Genoux). Antonio Rossis sensible Texte konzentrieren sich<br />

ganz auf den Gegenstand in seiner alltäglichsten Form, ein Teppich mit seinen<br />

Ausfransungen kann zu sprachlichen Abenteuern führen.<br />

Besonderheiten Kroatiens<br />

Kroatien als Gast im Jahre 2009 konfrontierte uns in unterschiedlichster Weise mit<br />

den Folgen des Krieges zwischen den Staaten des ehemaligen Jugoslawien. Delimir<br />

Rešicki hatte als Bürger von Ossijek die Jahre des ständigen Beschusses durch<br />

serbische Truppen hinter sich, Ivana Bodrožić Simić war Zeugin des Massakers<br />

von Vukovar, das unter den Augen der Blauhelme stattgef<strong>und</strong>en hatte. Tomica<br />

Bajsić hatte Kriegsdienst in der kroatischen Armee geleistet.<br />

Bei der Auswahl der Gäste war ich mit der philologischen Begleiterin Alida<br />

Bremer übereingekommen, keine falschen Rücksichten auf die Harmonie-<br />

Bedürfnisse der deutschen Öffentlichkeit zu nehmen. Natürlich war Kriterium für<br />

eine Einladung nicht das Schicksal, sondern die Qualität der Gedichte.<br />

In der Arbeit an den einzelnen Gedichten mussten immer wieder die Zeitumstände<br />

erfragt werden, auf die sie sich bezogen. Bei manchem Gedicht von Zvon-

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