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Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

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Schillerrezeption in Thomas Manns Essay Versuch<br />

über Schiller<br />

Maja Tcholadze<br />

1955, im letzten Jahr seines Lebens, setzte sich Thomas Mann intensiv <strong>und</strong> wirkmächtig<br />

mit Schiller auseinander. Er schrieb einen umfangreichen, die Gattung<br />

sprengenden Essay mit dem Titel Versuch über Schiller. Seinem Andenken zum 150.<br />

Todestage in Liebe gewidmet. Daraus entnahm er den Text für seine Festrede bei der<br />

offiziellen Schillerfeier am 8. Mai 1955 in Stuttgart <strong>und</strong> wiederholte sie am 14. Mai<br />

im Weimarer Nationaltheater. Die Kommentare <strong>und</strong> Arbeitsmaterialien weisen<br />

darauf hin, dass Thomas Mann diesen gewaltigen Essay unter großen Schreibschwierigkeiten<br />

verfasst hat: „[…] ich kenne die Langsamkeit, mit der sich meine<br />

Gedanken für eine solche Arbeit entwickeln <strong>und</strong> mit der ich die kompositionellen<br />

Schwierigkeiten überwinde“ (Mann 1995: 551-555). Hinzu kamen die politischen<br />

Schwierigkeiten im Kalten Krieg, wenn derselbe Text aus dem Versuch über Schiller<br />

in Ost <strong>und</strong> West vorgetragen werden sollte.<br />

Friedrich Schiller gehört am wenigsten zu jenen Vorbildern, die Thomas Mann<br />

in verschiedenen Lebzeiten prägten. Er hat sich auf Schopenhauer, Nietzsche,<br />

Wagner, Goethe, Tolstoi berufen. Ihnen allen fühlte er sich verwandt <strong>und</strong> hat ihnen<br />

sowohl zahlreiche Essays als auch einen wichtigen Teil seines Werkes gewidmet.<br />

Über Schiller hat Thomas Mann nur zwei Essays geschrieben, einer davon<br />

war der Versuch über Schiller. Viele Jahre vorher, schon im Jahre 1905, hatte Mann<br />

die Novelle Schwere St<strong>und</strong>e geschaffen, in der er sich mit Schiller identifizierte. Die<br />

sympathische Beziehung zum großen „sentimentalischen“ Aufklärer Schiller, also<br />

nicht dem „naiven“ Goethe, hatte in ihrer ersten Form den Umriss einer Parodie.<br />

Für Thomas Manns Schiller-Bild spielen die Schiller-Goethe-Antithese in Goethe

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