Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
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Zhou Haixia<br />
ze (Der Spiegel 31 (28. Juli 2008)). Sowohl im Fernsehen als auch in den Printmedien<br />
waren die beiden Fechterinnen die Favoriten in dieser Zeit. „Man sieht sie in<br />
Talkshows, sie werden von TV-Teams begleitet.“ (ebd.). Die Zeit <strong>und</strong> Der Spiegel<br />
haben beide über die Sportlerinnen berichtet, die in der Debatte über den richtigen<br />
Umgang mit China zu Berühmtheiten geworden sind (ebd.). Die Zeit nannte Heidemann<br />
„Chinas Fechterin“ <strong>und</strong> das Duell zwischen den beiden Fechterinnen<br />
wurde als Chinas zwei Gesichter (vgl. Die Zeit 31 (24. Juli 2008)) dargestellt. Im<br />
Spiegel waren Heidemann <strong>und</strong> Duplitzer „kleiner Mond“ (Heidemanns chinesischer<br />
Name) <strong>und</strong> „großes Herz“ (Spiegel 31). Die Standpunkte der beiden wurden als<br />
eindeutige Gegensätze in Bezug auf die China-Perspektive konstruiert. Es wurde<br />
dargestellt, dass die beiden in völlig unterschiedlichen Lebenswelten leben. Heidemann<br />
hat intensiven Kontakt mit China. Sie kam mit 13 Jahren zum ersten Mal<br />
nach China <strong>und</strong> als 15jährige verbrachte sie im Rahmen eines Schüleraustausches<br />
nochmals drei Monate in China. Mittlerweile hat sie China über zwanzigmal bereist.<br />
Sie studiert chinesische Regionalwissenschaft <strong>und</strong> spricht fließend Chinesisch.<br />
Eine chinesische Vermarktungsagentur suchte für sie nach Sponsoren. Laut Der<br />
Zeit sei China fast ihre zweite Heimatstadt (Die Zeit 15 (3. April 2008)). Duplizer<br />
dagegen war Politikstudentin, sie schreibt Artikel für die taz <strong>und</strong> hatte vor Jahren<br />
ihr Coming-out als Lesbe (Der Spiegel 31). Mit China hat Duplizer keinen intensiven<br />
Kontakt.<br />
Heidemann vertrat die Seite des China-Verständnisses <strong>und</strong> sagte: „In China hat<br />
sich in den letzten 30 Jahren so viel gewandelt! Die Chinesen haben hart gearbeitet,<br />
um in die internationale Gemeinschaft zu kommen. Das Land jetzt scharf zu kritisieren<br />
heißt, es vor den Kopf zu stoßen. Das wird nur zu noch mehr Repressionen<br />
führen.“ Im Gegensatz dazu stellte sich Duplizer gegen die chinesische Regierung.<br />
Laut Der Zeit, hat Imke Duplitzer „so scharf wie kaum ein anderer Athlet weltweit<br />
die Vergabe der Spiele nach Peking, das IOC <strong>und</strong> die chinesische Regierung kritisiert“<br />
(Die Zeit 34 (14. August 2008)). In ihren Augen sei China ein Diktaturstaat<br />
mit mehrfachen Gesellschaftsproblemen, z. B., dass den tibetischen Mönchen die<br />
Freiheit geraubt wurde, dass Menschen aus der Urigurischen Minderheit in einem<br />
Attentat nach der Unabhängigkeit starben <strong>und</strong> dass sich die Menschenrechtslage in<br />
einer ernsten Krise befand (ebd.). „Sie habe gar nichts gegen 1,3 Milliarden Chinesen,<br />
aber gegen die geschätzte eine Million Systemprofiteure” (ebd.).<br />
Aus den vorliegenden Zitaten bzw. Zusammenfassungen ist festzustellen, dass<br />
Heidemann von ihren China-Kontakten profitiert <strong>und</strong> daraus Interesse ziehen<br />
kann. China lässt sich aus ihrer Perspektive als ein Land mit großen Fortschritten<br />
darstellen, was als eine positive Perspektive bezeichnet werden kann. Aber was<br />
Duplitzer betrifft, sind keine sichtbaren Interessen mit China verb<strong>und</strong>en. Für sie<br />
spielt der Unterschied zwischen deutschen <strong>und</strong> chinesischen Wertvorstellungen<br />
eine dominierende Rolle. Sie hat ein besonders negatives Chinabild für sich zusammengebaut.<br />
Wie verhält es sich mit anderen Mitgliedern in der Sportlergruppe? Duplitzer<br />
hat protestiert, indem sie nicht an der Eröffnungsfeier der Olympiade teilnahm.