Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
12 Irmy Schweiger<br />
Mit Beginn des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts jedoch scheint dieser Streit beigelegt bzw. irrelevant<br />
geworden zu sein. Die Rede ist nun vom „Zeitalter der Methoden nach den<br />
Methoden“. Das bedeutet nichts anderes, als dass Methoden nicht länger antagonistisch<br />
<strong>und</strong> sich gegenseitig ausschließend gedacht werden, sondern nebeneinander<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig existent: Ein Methodenpluralismus tritt an die Stelle von<br />
„Schulen“. Methoden <strong>und</strong> Perspektiven gelten nunmehr als Produkt gegenseitiger<br />
Ergänzungen, Überlappungen, Überschneidungen sowie als Formationen aus Versatzstücken<br />
tradierter Methoden. Diese starke Vernetzung <strong>und</strong> das Ineinanderwirken<br />
der methodischen Ansätze werden gelegentlich mit „Hybridisierung“ der<br />
Konzepte <strong>und</strong> Methoden bezeichnet. Denn diese grenzen sich nicht länger voneinander<br />
ab, sondern verschmelzen miteinander, so dass sich eine methodenpluralistische<br />
(oftmals interdisziplinäre) kulturwissenschaftliche Orientierung ergibt, die<br />
einer bis dato nahezu ausschließlich auf einen nationalen Kanon sich gründenden<br />
<strong>und</strong> rein philologisch ausgerichteten Germanistik neue Forschungsaspekte <strong>und</strong><br />
Perspektiven hinzufügt. Im Kern sind sich Germanistinnen <strong>und</strong> Germanisten inzwischen<br />
darin einig, dass ihr Fach den Kulturwissenschaften zuzuordnen sei,<br />
wenngleich diese Diskussionen mit der Sorge einhergingen, dass der <strong>Literatur</strong>wissenschaft<br />
ihr Gegenstand abhanden komme. 3 Trotz aller Kontroversen besteht<br />
jedoch Einigkeit darüber, dass es die philologische Basis des Fachs beizubehalten<br />
gelte.<br />
Interkulturalität hat Konjunktur <strong>und</strong> ist keineswegs auf die Germanistik beschränkt.<br />
Im Gegenteil: Auch in anderen Geistes- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften ist<br />
Interkulturalität zu einem zentralen Begriff, ja sogar Forschungsparadigma geworden.<br />
Man denke an Fragestellungen in der interkulturellen Pädagogik, Religionswis-<br />
3 Zu dieser Diskussion vgl. Jahrbuch der Deutschen Schiller-Gesellschaft: Diskussionsforum zum Thema<br />
„Kommt der <strong>Literatur</strong>wissenschaft ihr Gegenstand abhanden?“ Darin: Wilfried Barner (1997)<br />
Kommt der <strong>Literatur</strong>wissenschaft ihr Gegenstand abhanden? Vorüberlegungen zu einer Diskussion<br />
(1997), 16, S. 1-8; Erste Diskussionsr<strong>und</strong>e: Wilfried Barner (1998) Kommt der <strong>Literatur</strong>wissenschaft<br />
ihr Gegenstand abhanden? Zur ersten Diskussionsr<strong>und</strong>e (1998), 17, S. 457-462. – Doris Bachmann-<br />
Medick, Weltsprache der <strong>Literatur</strong>, S. 463-469. – Moritz Baßler, Stichwort Text. Die <strong>Literatur</strong>wissenschaft<br />
unterwegs zu ihrem Gegenstand, S. 470-475. – Hartmut Böhme, Zur Gegenstandsfrage der<br />
Germanistik <strong>und</strong> Kulturwissenschaft, S. 476-485. – Heinz Schlaffer, Unwissenschaftliche Bedingungen<br />
der <strong>Literatur</strong>wissenschaft, S. 486-490. – Jörg Schönert, Warum <strong>Literatur</strong>wissenschaft heute nicht<br />
nur <strong>Literatur</strong>-Wissenschaft sein soll, S. 491-494. – Hinrich C. Seeba, Kulturkritik. Objekt als ‚subject‘.<br />
Diskussionsbeitrag zum Gegenstand der <strong>Literatur</strong>wissenschaft, S. 495-502. – Wilhelm<br />
Voßkamp, Die Gegenstände der <strong>Literatur</strong>wissenschaft <strong>und</strong> ihre Einbindung in die Kulturwissenschaften,<br />
S. 503-507; Zweite Diskussionsr<strong>und</strong>e: Wilfried Barner, Kommt der <strong>Literatur</strong>wissenschaft<br />
ihr Gegenstand abhanden? Zur zweiten Diskussionsr<strong>und</strong>e, (1999), 18, S. 447-450. – Ulf Abraham,<br />
Wie findet der <strong>Literatur</strong>unterricht seine Gegenstände? S. 451-453. – Klaus-Michael Bogdal, Gegenstand<br />
oder Subjekt?, S. 454-459. – Eckehard Czuka, Gegenstand der <strong>Literatur</strong>wissenschaft? Drei<br />
Rückfragen, S. 460-465. – Klaus Grubmüller, Wie kann die ‚Mediävistik‘ ihren Gegenstand verlieren?<br />
S. 466-469. – John A. McCarthy, Bewegung als ‚Gegenstand‘ der <strong>Literatur</strong>, S. 470-475. – Martin<br />
Swales, Trahison des Clercs? Gedanken zu dem abhandengekommenen – oder abgeschafften –<br />
Gegenstand der <strong>Literatur</strong>wissenschaft, S. 476-477. – Horst Wenzel, Systole – Diastole. Mediävistik<br />
zwischen Textphilologie <strong>und</strong> Kulturwissenschaft, S. 479-483.