Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
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Grigol Robakidse 165<br />
morphose, Illusion, Vorstellung. Diese allegorisch eingesetzte Figur steht bei<br />
Robakidse in einem größeren Funktions- <strong>und</strong> Bedeutungszusammenhang, so dass<br />
er das in diesem Werk dominierende Hauptmotiv der Heiligenfigur später in Londa<br />
<strong>und</strong> Das Schlangenhemd variiert wiederholt. Die Idee der ewigen Wiederkehr <strong>und</strong><br />
Maia, Glaube <strong>und</strong> Zweifel, Sentimentalismus <strong>und</strong> Hoffnung sind verschiedene<br />
Seiten des Problems.<br />
Grigol Robakidse war einerseits überzeugt, dass die ewige Wiederkunft im realen<br />
Leben existiert. Andererseits wollte er sich wohl angesichts der schweren sozialpolitischen<br />
<strong>und</strong> geistigen Lage seiner Heimat durch Illusion <strong>und</strong> Vorstellung<br />
selbst beruhigen <strong>und</strong> auch anderen durch sein Streben nach Zeitlosigkeit zur<br />
Überwindung der Fesseln in der Gegenwart helfen. Beides verschränkt sich in<br />
seinem Schaffen. Daher gilt es, den Platz dieses „zeitgemäßen“ sowie „unzeitgemäßen“<br />
Dichters in der <strong>Literatur</strong>geschichte neu zu bestimmen.<br />
Zum Schluss möchte ich zusammenfassend sagen, dass die Rolle von<br />
Robakidse in der georgischen <strong>Literatur</strong> sehr bedeutend ist. Er war ein Vermittler<br />
der europäischen philosophisch-ästhetischen <strong>und</strong> literarischen Ansichten in Georgien,<br />
wo er im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zu den Begründern der Moderne<br />
<strong>und</strong> des Avantgardismus gehörte <strong>und</strong> Gründungsmitglied des Schriftstellerverbands<br />
war. Er wirkte als Publizist, Journalist, Essayist <strong>und</strong> Schriftsteller, in dessen<br />
Werk man die Stimmung seiner Epoche ganz deutlich spüren kann. Für die<br />
deutschen Leser ist er ein fremder Dichter, der sie mit dem Geist, der inneren Welt<br />
der Georgier, ihren Werten <strong>und</strong> Neigungen bekannt macht. Indem er die georgische<br />
Kultur reflektiert, spiegeln sich auch die Probleme des Abendlandes. Dabei<br />
zeigt Robakidse Parallelen in Geschichte <strong>und</strong> Wesensart der Deutschen <strong>und</strong> Georgier<br />
in seinen Büchern auf <strong>und</strong> versucht uns eine besondere Schau der westöstlichen<br />
Synthese zu geben.<br />
<strong>Literatur</strong>angaben<br />
Arendt, Hannah (2003): Elemente <strong>und</strong> Ursprünge totaler Herrschaft. 9. Aufl., München:<br />
Piper.<br />
Bakradse, Akaki (1999): Kardu anu Grigol Robakidsis Zchowreba da Gwazli. Tbilissi.<br />
Bertram, Ernst (1965): Nietzsche – Versuch einer Mythologie. Bonn: Bouvier.<br />
Chotiwari-Jünger, Steffi (1994): „Der georgische Schriftsteller Grigol Robakidse in<br />
Deutschland“, in: Mitteilungsblatt der Berliner Georgischen Gesellschaft 29-31, S. 8-20.<br />
Dies.: (1995): „Neue Dokumente zur Herausgabe des Romans Das Schlangenhemd<br />
von Grigol Robakidse“, in: Georgica 18, S. 77-82.<br />
Karmann, Rudolf (1962): „Grigol Robakidse“, in: Osteuropa: Zeitschrift für<br />
Gegenwartsfragen des Ostens 9, S. 649-653.