Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
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Duell in der deutschen Sportbranche<br />
Zhou Haixia<br />
Repräsentativ: Sportorganisationen, Sportfunktionäre vs. die Öffentlichkeit (Medien,<br />
Sportler, Politiker)<br />
Die deutsche Öffentlichkeit (hiermit sind der dominierende Teil der Medien, der<br />
Sportler <strong>und</strong> Politiker gemeint) übte am Internationalen Olympischen Komitee<br />
(IOC) genauso scharfe Kritik wie am Deutschen Olympischen Sportb<strong>und</strong><br />
(DOSB). Sie warf dem IOC vor, dass es sich mit Kritik an der chinesischen Menschenrechtslage<br />
auffallend zurückhielte, dass es die chinesische Regierung beschwichtigt<br />
habe <strong>und</strong> dass es stattdessen Druck auf die chinesische Regierung hätte<br />
ausüben sollen (vgl. Die Zeit 14 (27. März 2008) <strong>und</strong> 33 (7. August 2008)). Dem<br />
Präsidenten des IOC Rogge wurde vorgeworfen, dass er während der Spiele absichtlich<br />
keine Position zur Verhaftung eines Protestierenden geäußert habe (vgl.<br />
Der Spiegel 34 (18. August 2008)). Dem DOSB wurde vorgeworfen, dass er die<br />
Chance eines Olympia-Boykotts als Trumpf gegen China verspielt habe (vgl. Die<br />
Zeit 14 (27. März 2008)). Es wurde auch gesagt, dass die Behauptung vom IOC<br />
<strong>und</strong> DOSB, keinerlei politischen Einfluss auf China ausüben zu können, verlogene<br />
Ohnmacht war. Zudem wurde vermutet <strong>und</strong> kritisiert, dass Sportler <strong>und</strong> IOC aus<br />
eigenen Interessen gegen den Olympiaboykott waren (vgl. Der Spiegel 13 (22. März<br />
2008)).<br />
Im Vergleich zur Öffentlichkeit war die Stimme von Sportorganisationen in<br />
den Medien eher schwach vertreten. Der DOSB antwortete auf die Kritik damit,<br />
dass Sport <strong>und</strong> die Veranstaltung der Spiele selber positive Einflüsse auf China<br />
ausüben konnte (vgl. Die Zeit 15 (3. April 2008)).<br />
An der Konfrontation von Sportorganisationen sowie -funktionären <strong>und</strong> der<br />
Öffentlichkeit ist auch leicht festzustellen, dass sich die ersteren zugunsten eigener<br />
Interessen von der öffentlichen Meinung abkoppelten <strong>und</strong> aus der positiven Perspektive<br />
das Chinabild konstruierten, während die letzteren eher dem ideologischen<br />
Unterschied zwischen China <strong>und</strong> Deutschland betonten <strong>und</strong> China aus einer<br />
negativen Perspektive heraus betrachteten. Ihr negatives Chinabild führte zu der<br />
Einstellung, dass die Sportorganisationen, die nicht antichinesisch reagierten, sich<br />
eben falsch verhalten hätten.<br />
Analyseergebnisse<br />
In dieser Olympia-China-Debatte lag in Deutschland eine einheitliche Gesamteinstellung<br />
über China in dem Punkt vor, dass China Probleme mit Menschenrechten<br />
hätte. Aber die Art, wie man diese Einstellung betrachtete <strong>und</strong> bearbeitete, war<br />
ganz unterschiedlich. Dies führte dazu, dass man das jeweilige Chinabild im Gr<strong>und</strong>e<br />
genommen aus zwei voneinander völlig unterschiedlichen Perspektiven konstruierte.<br />
Für die Beschreibung dieser zwei Perspektiven trifft das Wort vom CEO<br />
von Adidas zu: „Wir müssen das Glas halb voll sehen, nicht halb leer“ (Die Zeit 34