Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen
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14 Irmy Schweiger<br />
darüber werden, in welchem Rahmen wir agieren, handeln, denken <strong>und</strong> kommunizieren.<br />
Die kritische Reflexion darf sich also nicht nur auf unsere Forschungsgegenstände<br />
beziehen, sondern muss unser Handeln <strong>und</strong> Denken im Kontext wissenschaftlichen<br />
Arbeitens einschließen.<br />
Paradigmenwechsel Interkulturalität<br />
Wie kommt es zu diesem neuen Paradigma? Welche Voraussetzungen, welche<br />
politischen Notwendigkeiten, welche fachinternen Gründe, welche bildungspolitischen<br />
Erwägungen waren hierfür ausschlaggebend? In welchen unterschiedlichen<br />
Kontexten ist die Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung IkG zu sehen?<br />
Deutschland: Multikulturelle Gesellschaften als politische <strong>und</strong> soziale<br />
Herausforderung<br />
Vereinfacht gesprochen lassen sich in Deutschland, ja in Europa, zwei Entwicklungen<br />
nachzeichnen, die eine gesellschaftliche Umorientierung, neues Wissen <strong>und</strong><br />
neue Kompetenzen, in erster Linie jedoch einen wachsenden Erklärungsbedarf<br />
erforderlich machen. Dies sind zum einen die Herausbildung einer multikulturellen<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> zum anderen der Versuch, in Zeiten globaler Verflechtungen<br />
international anschlussfähig zu werden. Das bedeutet, dass sowohl nach innen –<br />
also in die Gesellschaft/Bildungsstätten hinein – als auch nach außen – sprich, in<br />
die Welt hinaus – neue Formen des Austauschs <strong>und</strong> neue Konditionen der gegenseitigen<br />
Wahrnehmung entstanden sind. Denn: Soziale Einheiten <strong>und</strong> Individuen<br />
mit unterschiedlichen Erfahrungshorizonten <strong>und</strong> Wertvorstellungen treffen aufeinander.<br />
Bislang geltende Grenzen müssen neu verhandelt, gemeinsame Schnitt<strong>und</strong><br />
Kontaktstellen neu definiert werden. Diese Prozesse verliefen <strong>und</strong> verlaufen<br />
bis heute selten konfliktfrei.<br />
Im Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung, verstärkt durch menschenverachtende<br />
Praktiken wie Krieg, Missachtung von Menschenrechten oder ökologisch<br />
verursachten Hunger- <strong>und</strong> Naturkatastrophen, findet derzeit in bislang ungekanntem<br />
Ausmaß das Zusammentreffen von Gruppen oder Individuen statt, die zuvor<br />
in größter geographischer <strong>und</strong>/oder sozialer Distanz gelebt haben. Dies nicht nur<br />
in Deutschland mit seinen sprichwörtlichen ‚Gastarbeitern‘, Migranten oder ausländischen<br />
Arbeitnehmern <strong>und</strong> Studierenden, man denke auch an die weltweit<br />
medial hergestellten kulturellen Transfers <strong>und</strong> die virtuelle Simultanexistenz unterschiedlicher<br />
Kulturen, die unsere Wahrnehmung <strong>und</strong> Weltbilder verändern <strong>und</strong> in<br />
absehbarer Zukunft weiter radikal verändern werden. Neu <strong>und</strong> bemerkenswert ist,<br />
dass diese Entwicklungen historisch betrachtet eine völlig neue Qualität der Begegnung<br />
aufweisen. Zumindest aus europäischer Sicht findet der Kontakt der Kulturen<br />
nicht mehr ausschließlich auf fremdem – wie zu Zeiten der Entdeckungsreisen,<br />
Eroberungs- <strong>und</strong> Kolonialzüge – sondern auf eigenem Territorium statt