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Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

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Daniela Kirova<br />

Das waren vier Monate Gefangenschaft, wie Kurt Aram selbst bei der Vorstellung<br />

des Tagebuches eines unbekannten Autors „Meine zweijährige sibirische Gefangenschaft<br />

<strong>und</strong> Flucht“ (Deutsche Balkan-Zeitung 17.07.1917: S. 3) im Feuilleton<br />

der „Deutsche[n] Balkan-Zeitung“ hervorhebt. Arams Roman ist unter Reiseaspekten<br />

interessant, da er zeigt, unter welchen besonderen Bedingungen in Krisenzeiten<br />

eine Reise organisiert werden muss.<br />

Außerdem war Aram Mitglied der „Deutsche[n] Orient-Mission“, <strong>und</strong> nach<br />

dem Ausbruch des ersten Balkankrieges, als die bulgarische Armee 1913 die Stadt<br />

Adrianopel (Edirne) erobert hatte, kam Kurt Aram aus Berlin nach Sofia, um sich<br />

einer Reise mit humanitären Zwecken anzuschließen (vgl. Atanas 2003: 133f.). Aus<br />

dieser Zeit ist die Erzählung „Welko, der Balkankadett“, die 1914 vom Ullstein-<br />

Verlag veröffentlicht wurde.<br />

Kurt Aram war nicht nur Autor von Reisebüchern <strong>und</strong> Unterhaltungsliteratur,<br />

sondern auch ein esoterischer Schriftsteller <strong>und</strong> Verleger, der sich lange Zeit im<br />

Orient aufgehalten haben soll. Dr. Herbert Fritsche nannte ihn „Historiker <strong>und</strong><br />

Wesensdeuter der abendländischen Magie“. In seinen Hauptwerken „Magie <strong>und</strong><br />

Zauberei in der alten Welt“ (1927) <strong>und</strong> „Magie <strong>und</strong> Mystik in Vergangenheit <strong>und</strong><br />

Gegenwart“ (1929) behandelte er den babylonischen Dämonenglauben, Totemismus,<br />

ägyptischen Tierkult, Osirismagie, Magie des Pentateuch, Mysterienkulte,<br />

Neuplatonismus, Gnostik, Spiritismus <strong>und</strong> Animismus.<br />

Der Name von Kurt Aram ist im Werk „Führer durch die moderne <strong>Literatur</strong>.<br />

300 Würdigungen der hervorragendsten Schriftsteller unserer Zeit“ zu finden,<br />

herausgegeben 1906 von H. H. Ewers unter Mitwirkung von Victor Hadwiger,<br />

Erich Mühsam <strong>und</strong> René Schickele, bearbeitet <strong>und</strong> wieder aufgelegt im Jahr 2005.<br />

Wie im Vorwort dieses Nachschlagewerkes für die <strong>Literatur</strong> um 1900 in Deutschland<br />

steht, gehören die in diesem Buch erwähnten Schriftsteller in ihrer Gesamtheit<br />

zu der geistigen Elite der Kultur dieser Zeit in Bezug auf literarische Beziehungen<br />

(Ewers 1906).<br />

In der 1935 herausgegebenen Sammlung „August Strindberg, Gustav Meyrink,<br />

Kurt Aram: 3 magische Dichter <strong>und</strong> Deuter“ (Fritsche 1935) weist ihm Dr. Fritsche<br />

den Platz unter den berühmtesten Schriftsteller Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zu.<br />

Alle drei weisen, trotz der wesentlichen Verschiedenheit ihrer Wege, vieles Gemeinsame<br />

auf. Es sind moderne Gnostiker, Fanatiker des Erlebnisses. Was sie lehren, erlitten<br />

sie zuvor. Sie starben als Einsame, wurden nach dem Tode vergessen, geächtet<br />

oder beschimpft – sie blieben aber dennoch am Leben in den Seelen derer, denen sie<br />

Retter <strong>und</strong> Führer waren, <strong>und</strong> sie werden eines Tages leuchtend auferstehen.<br />

Die drei Aufsätze dieses Bändchens sind weder für Literarhistoriker noch für ‚die<br />

Gebildeten aller Stände’ geschrieben. Sie gehören einzig <strong>und</strong> allein in die Hände lebendiger<br />

Menschen, die einsam sind <strong>und</strong> in die Irre zu gehen fürchten. So dienen sie<br />

der ‚Orientierung‘ im höheren Sinne <strong>und</strong> sollen anregen zur Nachfolge. Der dritte<br />

Aufsatz möge überdies ein bescheidenes Grabmal sein, da auf Kurt Arams unbekanntem<br />

Hügel kein Gedenkstein steht. (Fritsche 1935: 5.).

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