26.10.2012 Aufrufe

Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

Kulturelle Vielfalt deutscher Literatur, Sprache und ... - SUB Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kino/Filme <strong>und</strong> das Transnationale 187<br />

zu akzentuieren, insofern diese die globale Verbreitung <strong>und</strong> Zirkulation von Filmen<br />

<strong>und</strong> deren Verfügbarkeit deutlich (sichtbar) begünstigt haben. Schließlich gilt<br />

es darauf hinzuweisen, dass auch die Film- bzw. die Medienwissenschaft sich zunehmend<br />

über Nationengrenzen hinweg organisiert <strong>und</strong> entsprechende Themen<br />

bearbeitet, die den nationalen Bezugsrahmen überschreiten – man denke etwa, um<br />

ein aktuelles Beispiel anzuführen, an das 2006 in Berlin gegründete European<br />

Network for Cinema and Media Studies (NECS).<br />

Kritik am Konzept des nationalen Films/Kinos<br />

Eine gr<strong>und</strong>sätzliche Frage ist, inwieweit Diskurse des Trans-, Postnationalen sich<br />

auf solche Studien auswirken, die den Anspruch haben, die Filmgeschichte einzelner<br />

Länder vorzustellen. Kommt eine solche Geschichtsschreibung noch ohne<br />

eine ausführliche Problematisierung der Kategorie Nation aus? Muss sie einen<br />

transnationalen Fokus zwingend integrieren, um der Komplexität <strong>und</strong> kulturellen<br />

Hybridität von Filmkulturen im Spannungsfeld von globalen <strong>und</strong> lokalen Prozessen<br />

<strong>und</strong> Strukturen angemessen Rechnung zu tragen? Zunächst lässt sich hierzu<br />

konstatieren, dass zahlreiche aktuelle Filmgeschichten offensichtlich kein Problem<br />

damit haben, einen nationalen Fokus zu betonen, wenn man Titel wie z. B. Mexican<br />

National Cinema (Noble 2005) oder British National Cinema (Street 1997) verwendet.<br />

Allerdings wird in fast allen diesen Publikationen die Verwendung des Konzeptes<br />

der Nation – wenn auch in unterschiedlichem Umfang – kritisch reflektiert <strong>und</strong><br />

eine Sensibilität für Perspektiven jenseits des Nationalen hervorgehoben. So<br />

schreibt beispielsweise Sabine Hake in ihrem 2002 erschienenen Buch German National<br />

Cinema, das in der Übersetzung Film in Deutschland. Geschichte <strong>und</strong> Geschichten seit<br />

1895 heißt: „Die Bedeutung des deutschen Films ist ohne die Berücksichtigung<br />

regionaler, internationaler <strong>und</strong> globaler Einflüsse <strong>und</strong> deren Relevanz für kulturelle<br />

Paradigmen wie Integration, Assimilation, Eklektizismus <strong>und</strong> Hybridität nicht zu<br />

verstehen“ (Hake 2004: 12). Und an anderer Stelle betont sie:<br />

Das Syntagma „<strong>deutscher</strong> Film“ muss als diskursiver Effekt betrachtet werden. Statt<br />

alles unter einen normativen Begriff der Nationalkultur – oder noch problematischer:<br />

des Nationalcharakters – zu subsumieren, geht es mir in erster Linie um Spannungen<br />

zwischen den kulturellen, ökonomischen <strong>und</strong> politischen Festschreibungen des Nationalen.<br />

(Hake 2004: 14)<br />

Die nachhaltige Verwendung der Kategorie des Nationalen signalisiert, dass es<br />

offenk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> nicht zuletzt schlicht aus pragmatischen Gründen schwer fällt,<br />

sich von nationalen Konzepten zu verabschieden (vgl. Jahn-Sudmann 2007). Des<br />

Weiteren wird weithin anerkannt, dass auch kritische Bezugnahmen auf nationale<br />

Filmkulturen problematische Fixierungen kaum (gänzlich) vermeiden können. 6<br />

6 Vgl. allein zur Problematik der Rede vom „Europäischen Kino” Elsaesser 2005.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!