Forschungsbericht - Pädagogische Hochschule Karlsruhe
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selbständig Lehrveranstaltung durch und beurteilen häufiger selbst die Leistungen von Studierenden.<br />
– Da eine selbständige Tätigkeit in der Lehre laut vielen Personalverordnungen von Fachhochschulen<br />
und Pädagogischen <strong>Hochschule</strong>n in der Regel zu einer Anstellung als Dozentin/Dozent führt (vgl.<br />
Kap. 3), muss vermutet werden, dass mehr Frauen als Männer im Mittelbau Tätigkeiten ausführen, die<br />
eigentlich zu einer Anstellung in einer höherwertigen Personalkategorie führen müssten.<br />
Deutlich mehr Männer als Frauen des Mittelbaus übernehmen an ihrer <strong>Hochschule</strong> eine fachliche oder<br />
eine personelle Leitungsfunktion. Demgegenüber geben Frauen häufiger an, „andere Leitungsfunktionen“<br />
auszuführen und nennen hier im Speziellen die Leitung von Studiengängen.<br />
Der Grossteil der befragten Mittelbauangestellten arbeitet in Projektstrukturen, wobei dies klar mehr<br />
Männer als Frauen sind. Männer übernehmen auch sehr viel häufiger als ihre weiblichen Kolleginnen<br />
für Projekte die fachliche Verantwortung (in Bezug auf die offizielle Projektleitung gibt es keine Unterschiede).<br />
Während Frauen häufiger in Projekten arbeiten, die von der eigenen <strong>Hochschule</strong> in Auftrag<br />
gegeben wurden, arbeiten Männer deutlich häufiger in Projekten, deren Auftraggeberinnen und -geber<br />
aus der privaten Wirtschaft kommen sowie bei den KTI-Projekten. Diese Unterschiede lassen sich<br />
mehr oder weniger durch eher männlich und eher weiblich dominierte Fachbereiche und ihren jeweiligen<br />
Projektstrukturen erklären.<br />
Im Bereich der persönlichen Qualifizierung sind Frauen aktiver als Männer: Sie gehen vergleichsweise<br />
häufiger an Tagungen und Kongresse, publizieren häufiger und besuchen auch häufiger berufliche<br />
Weiterbildungen. Auffallend ist allerdings, dass sie an Tagungen und Kongressen seltener als Männer<br />
eine aktive Rolle übernehmen und insbesondere seltener Produkte präsentieren. – In Übereinstimmung<br />
mit dem erhöhten Engagement im Bereich der persönlichen Qualifizierung räumen Frauen sich<br />
eher Zeit für berufliche Weiterbildungen ein, auch wenn wichtige Arbeiten drängen. Damit grenzen sie<br />
sich entweder besser ab, oder sie absolvieren ihre Weiterbildung vorwiegend in ihrer Freizeit. Weiter<br />
erachten weibliche Mittelbaumitarbeitende – verglichen mit ihren männlichen Kollegen – Weiterbildungen<br />
als wichtiger für ihre Karriere.<br />
Den Frauen sind die hochschulinternen Personalentwicklungsangebote viel wichtiger als den Männern.<br />
Diese hingegen finden die Vernetzung mit Personen aus Unternehmen oder Non-Profit-<br />
Organisationen bei beruflichen Weiterbildungen besonders bedeutsam. Männer schätzen zudem die<br />
Unterstützung durch ihre Vorgesetzten und die Beratung durch (andere) fachkompetente Personen in<br />
der <strong>Hochschule</strong> in Bezug auf ihre beruflichen Weiterbildungen als besser ein, als ihre Kolleginnen.<br />
Frauen sind stärker als Männer der Ansicht, dass sie für ihre Qualifikationsarbeit, d.h. für ihre Masterarbeit,<br />
Promotion oder Habilitation selbst verantwortlich sind. Sie weisen der Institution damit in diesem<br />
Bereich weniger Verantwortung zu. Weiter ist für sie hier das Zeitproblem offensichtlich gravierender:<br />
Frauen äussern signifikant häufiger als Männer, dass ihnen neben der Arbeit keine Zeit für<br />
ihre Qualifikationsarbeit bleibt. Angesichts der häufigeren Mehrfachbelastungen durch weitere Anstellungen<br />
und die Betreuung von Kindern ist dies nicht verwunderlich. – Die Beratung durch eine fachkompetente<br />
Person aus der <strong>Hochschule</strong> bei der eigenen Qualifikationsarbeit wird von Frauen als bedeutsamer<br />
eingeschätzt als von Männern. Sie sind damit qualitativ jedoch weniger zufrieden. Weiter<br />
beurteilen Frauen auch die Bereitstellung von Zeit, die Beratung durch Vorgesetzte sowie die Unterstützung<br />
bei der internationalen Vernetzung kritischer als Männer.<br />
In Bezug auf die Frauenförderung im Mittelbau entsteht ein schwierig zu deutendes Bild: Spezielle<br />
Förderprogramme halten knapp 40% der Befragten für sinnvoll. Jedoch berichten nur knapp 6%, dass<br />
Frauen bei ihnen stärker oder eher stärker als Männer gefördert werden und gut 40%, dass dies nicht<br />
oder eher nicht der Fall ist. Es zeigt sich also zunächst einmal ein Auseinanderklaffen zwischen der<br />
Einschätzung der Sinnhaftigkeit und dem Vorhandensein in der Praxis. Allerdings ist auffallend, dass<br />
fast 32% die Aussage, Frauen würden in ihrer <strong>Hochschule</strong> stärker gefördert als Männer, gar nicht<br />
bewertet haben. Insbesondere haben primär die Frauen diese Frage nicht beantwortet. Möglicher-<br />
Situation des Mittelbaus an Fachhochschulen und Pädagogischen <strong>Hochschule</strong>n Seite | 132