Paul VI. - Rore Sanctifica
Paul VI. - Rore Sanctifica
Paul VI. - Rore Sanctifica
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
132<br />
Bei den Erlösten und Gerechtfertigten sind Sendung und Begnadung<br />
zwar eng verbunden, aber dennoch nicht dasselbe. Zudem werden alle<br />
geschaffenen Gnaden durch die ganze Dreifaltigkeit eingegossen, auch<br />
beim Erlöser. Es ist also sinnlos zu behaupten, Jesus gemeinsam mit<br />
dem Vater habe sich selbst den Hl. Geist gesandt, wobei letzterer dann<br />
wieder mit der Gnade identisch sein soll, die als geschaffene Gnade in<br />
die menschliche Natur des Erlösers eingegossen wurde. Das ist absurd!<br />
Alle drei göttlichen Personen statten die menschliche Natur Jesu mit<br />
den geschaffenen Gnaden aus. 158 Bei den gerechtfertigten Seelen und<br />
jenen, deren heiligmachende Gnade durch ein weiteres Sakrament vermehrt<br />
wird, findet gleichzeitig die Sendung des Hl. Geistes statt, wobei<br />
die Begnadung der Sendung appropriiert wird, ohne daß die Sendung<br />
selbst eine Appropriation ist.<br />
Da die Sendungen in einer engen Analogie zu den internen Prozessionen<br />
erfolgen, stehen sie mit der Dreifaltigkeit in einem viel näheren<br />
Zusammenhang als die Appropriationen. 159 Um sich das zu verdeutlichen,<br />
muß man sich vergegenwärtigen, daß jede Eigentümlichkeit einer<br />
göttlichen Person eine Entsprechung im Rahmen der Sendungen hat.<br />
Der Vater, ursprungslos, den Sohn zeugend und den Geist hauchend,<br />
wohnt den Seelen der Gerechtfertigten inne, indem er ungesendet<br />
kommt und den Sohn und den Hl. Geist sendet; der Sohn, gezeugt vom<br />
Vater und den Geist hauchend, wohnt als vom Vater gesendet und den<br />
Geist sendend inne; der Geist, die passive Hauchung, wohnt als von<br />
Vater und Sohn gesendet inne. Wenn nun, wie man in Avrillé behauptet,<br />
der Sohn sich selbst, gemeinsam mit dem Vater, den Hl. Geist sendete,<br />
so würde dem ja etwas innerhalb der göttlichen Prozessionen entgen<br />
Geistes gleichzusetzen ... Zwar wohnt der Hl. Geist in der Seele des Gerechten und<br />
wirkt in ihr, aber als Form der Heiligkeit kann er unmöglich aufgefaßt werden.“<br />
158 Ebd., S. 231: „Die Mitteilung von Gnade und Heiligkeit geschieht seitens der Trinität.“<br />
Die Mitteilung der Gnade ist als solche also noch keine Sendung des Heiligen<br />
Geistes. Das dennoch zu behaupten berührt sich eng mit dem Irrtum des Petrus Lombardus,<br />
wonach die heiligmachende Gnade der Heilige Geist selber sei.<br />
159 F. Diekamp, Bd. 1, a.a.O., S. 352. Eine Gnade ist die Heiligung der Natur selbst, als<br />
deren Akzidenz, die Sendung zielt auf Gemeinschaft der Personen und begründet daher<br />
eine reale Relation in der gerechtfertigten Hypostase, eine logische Relation auf<br />
Seiten der Hypostase des Heiligen Geistes. Das ist den Relationen der Menschwerdung<br />
analog (vgl. Ders., Bd. 2, a.a.O., S. 201).