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Paul VI. - Rore Sanctifica

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gesetzter Leib sein, was gefährlich an kabbalistische Mystik erinnert,<br />

die Gott ebenfalls sich entfalten sieht im Baum der Sephiroth und auch<br />

im so genannten Leib des Adam Kadmon, des androgynen Archetypus<br />

des Menschen. So etwas geht wegen der Verfänglichkeit auch nicht als<br />

poetisches Bild, weil es zu anthropomorph ist.<br />

Was dieses Gebet genau anrichtet, läßt sich theologisch schnell<br />

beschreiben: es setzt nämlich die Person des Heiligen Geistes mit dem<br />

Principium quo proximum 354 der innergöttlichen Hervorgänge gleich;<br />

Letztere ist eine nur virtuell von der Wesenheit Gottes verschiedene<br />

Kraft, in welcher die göttlichen Personen die Hervorgänge unmittelbar<br />

aktiv oder passiv vollziehen. Der Heilige Geist vollzieht seinen<br />

Hervorgang, die Hauchung, nur passiv. Der Sohn vollzieht passiv die<br />

Zeugung und aktiv die Hauchung. Der Vater vollzieht Zeugung und<br />

Hauchung aktiv. Auch der koptische Theologe Abraam Sleman<br />

identifiziert, wie bereits im Haupttext gesehen haben, die dritte Person<br />

mit der innergöttlichen Lebenskraft. Das aber ist falsch, wogegen sich<br />

auch das Credo des 11. Konzils von Toledo wendet, welches seine<br />

Lehren als Schutzschild gegen Judaïsierer und Priszillianer aufrichtete.<br />

Das vorgebliche Preisgebet macht also eine virtuell vom Wesen Gottes<br />

verschiedene Kraft zu einem Subjekt der Hervorgänge. Das aber ist<br />

auch gegen die Lehre des IV. Laterankonzils, dessen Wichtigkeit gar<br />

nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Dieses Konzil lehrt<br />

nämlich, daß Subjekt als Principium quod der Hervorgänge die<br />

göttliche Person und nicht die Wesenheit ist. Dieses Gebet aus<br />

Marienfried aber verwischt in unzulässiger Weise die Unterscheidung<br />

von Principium quo proximum und Principium quod.<br />

Theologisch liegt dieses Gebet, welches die Gemeinschaft der<br />

Marienkinder den Katholiken fleißig anempfiehlt, mit der neuen Form<br />

der Bischofsweihe auf einer Ebene, denn auch dieses identifiziert den<br />

Heiligen Geist mit einem Wesensattribut der göttlichen Wesenheit,<br />

eben mit der Kraft (virtus), so daß auch hier der Heilige Geist vom<br />

Vater zum Sohn ausgeht. An die N°47 des Kompendiums zum KKK<br />

sei ebenfalls erinnert. Auch hier geht der Heilige Geist vom Vater zum<br />

354 F. Diekamp, Katholische Dogmatik ..., Bd 1, a.a.O., S. 316.

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