Paul VI. - Rore Sanctifica

244
Anhang 6)
Der Noachismus der neuen Weihen gemäß der Reform Pauls VI.
1. Erwägungen zur Editio typica
Die folgenden Überlegungen betreffen zunächst die Editio typica, weil
die volkssprachlichen Fassungen den schwerwiegenden Mangel, von
dem hier die Rede sein soll, abgeschwächt und abgemildert haben.
Die Sakramente des Neuen Bundes sind die wirksamen Zeichen und
Geheimnisse der Rechtfertigung und Heiligung, die der göttliche Gesetzgeber,
unser Herr Jesus Christus, eingesetzt hat. Dazu sagt der hl. Thomas
von Aquin in der Summa theologica (III q. 60 a. 2): „Sacramentum
est signum rei sacrae, inquantum est sanctificans hominem – ein Sakrament
ist das Zeichen für etwas Heiliges, sofern es [das Sakrament] den
Menschen heiligt.“
Die Zeichen des Alten Bundes werden lediglich Sakramente secundum
quid, also im uneigentlichen Sinne, genannt, da sie den Menschen
nicht innerlich zu heiligen vermochten; sie versinnbildeten die Gnade,
ohne sie hervorzubringen. Ein Sakrament des Neuen Bundes muß
• sinnfällig sein und etwas versinnbilden, was uns heiligt;
• die Kraft besitzen, die durch dieses Zeichen versinnbildete
Gnade hervorzubringen;
• von Christus gestiftet sein.
Es leuchtet daher ein, daß die Sakramente des Neuen Bundes nichts mit
den Schatten des Alten Bundes und dem ihnen entsprechenden Kult gemein
haben. Die letzteren wurden durch Christus als den Gesetzgeber
abgeschafft, als er das Meßopfer und das neue Priestertum nach der Ordnung
Melchisedechs anstelle des Priestertums Aarons einsetzte:
„Hic est enim calix sanguinis mei, novi et aeterni testamenti: mysterium
fidei: qui pro vobis et pro multis effundetur in remissionem peccatorum.
Haec quotiescumque feceritis, in mei memoriam facietis.“
Die vorstehenden Worte haben die Worte des Moses (Ex. 24, 8) abgeschafft:
„Ille vero sumptum sanguinem respersit in populum et ait: ‚Hic est
sanguis foederis, quod pepigit Dominus vobiscum super cunctis sermonibus
his.‘ – Hierauf nahm Moses das Blut, besprengte damit das Volk