Paul VI. - Rore Sanctifica

176
dung findet, in einer Weise, die dem Filioque ganz und gar entspricht.
Hier besteht also keine Schwierigkeit! Wie verhält es sich dagegen in
der neuen Form der Bischofsweihe? Ist hier die Kraft notional oder wesenhaft
gemeint? Das Problem liegt darin, daß beide Anwendungen zu
Häresien führen!
Fasse ich die Kraft notional auf, so behauptet die Form, der Heilige
Geist, die Spiratio passiva, gehe vom Vater in den Sohn aus, was gegen
den Kanon 9 von Ephesus ist, und auch gegen das Credo des 11. Konzils
von Toledo. Begreife ich hingegen die Kraft als wesenhaftes Attribut,
hat zwar der Sohn die so verstandene Kraft (eigentlich die Substanz)
tatsächlich durch die Zeugung; aber diese wesenhafte Kraft ist ja
gerade nicht der Heilige Geist. Wir haben es also in der neuen Form der
Bischofsweihe mit einer Quadratur des Kreises zu tun. Durch eine Vermengung
von notionalen und wesenhaft gemeinten Begriffen kommen
der orthodoxe Theologe Paul Evdokimov, Yves Cogar, der sich auf Evdokimov
beruft, Jürgen Moltmann und Jürgen Kuhlmann dazu, zu behaupten,
der Sohn sei „ex Patre Spirituque“. Eine Monstrosität!
Was das für die Pneumatologie zu bedeuten hat, kann sich jeder denken,
denn in diesem Falle könnte man das Credo des 11. Konzils von
Toledo in die Mülltonne werfen. Man kann auch leicht ermessen, warum
die neue Form der Bischofsweihe in diesem Sinne abgefaßt wurde.
Sie sollte anscheinend der Pneumatologie Congars und Lécuyers entsprechen.
Wir setzen hierbei voraus, daß diese bereits Jahre vor der Abfassung
von Congars einschlägigen Werken, deren Titel Groppe nur auf
Englisch angibt (I believe in the Holy Spirit, 1979-1980, und The Word
and the Spirit, 1984), von diesen Ideen geprägt war. Welchen Einfluß
hatten sie auf die Abfassung der neuen Bischofsweihe?
DH 527 (aus dem Credo des 11. Konzils von Toledo): Nec enim de
Patre procedit in Filium, vel de Filio procedit ad sanctificandam creaturam,
sed simul ab utrisque processisse monstratur; quia caritas sive
sanctitas amborum esse agnoscitur. – Er [der Hl. Geist] geht nämlich
nicht vom Vater in den Sohn aus, oder vom Sohn in die Schöpfung, um
sie zu heiligen; vielmehr zeigt sich, daß er von beiden zugleich ausgegangen
ist, denn er wird als die Liebe oder die Heiligkeit beider [des
Vaters und des Sohnes] erkannt.
Dieses Konzil richtete sich gegen Lehren von Juden, Judaisierern und
Priszillianern. Hat etwa deswegen Ratzinger die Jakobsmuschel in sei-