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Paul VI. - Rore Sanctifica

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18<br />

ren geläufigen Namen oder durch eine ausdrückliche Bezugnahme auf<br />

die Gnade und Vollmacht, die ihr zugehören. Und selbstverständlich<br />

will er uns zu verstehen geben, daß dieselben alternativen Erfordernisse<br />

hinsichtlich der Form der Bischofsweihe gelten. Die Form muß entweder<br />

die Weihestufe durch ihren geläufigen Namen ‚Bischof‘ oder ‚Hoherpriester‘<br />

bezeichnen oder deutlichmachen, daß die verliehene Gnade<br />

und Vollmacht das Hohepriestertum ist. Eine solche disjunktive Feststellung<br />

ist auch nicht unvernünftig, denn in der katholischen Kirche<br />

sind die alternativen Sätze vollkommen gleichbedeutend.“<br />

Die Frage der Unterscheidung von Charakter und Gnade, sowie die<br />

Nichtidentifikation von Gnade und Amt, berühren sich eng mit der Frage<br />

der thomistischen Realdistinktion von Dasein und Wesenheit, esse<br />

und essentia, Person und Natur. Wer die Realdistinktion von Person<br />

und Natur verwirft, wird auch niemals wirklich die Unterscheidung von<br />

Charakter und Gnade akzeptieren können, denn der Charakter heiligt<br />

die Person und die Gnade salbt die Natur. Die Gnade folgt aus dem Charakter,<br />

der selbst wieder mit dem Amt identisch ist, sowie auch die Person<br />

als Akt der Potenz, – eben der Natur –, Wirklichkeit verleiht. 17<br />

Genauso, wie das Hohepriestertum Christi in erster Linie in der unerschaffenen<br />

Existenz und Heiligkeit des Gottmenschen besteht, –Unio in<br />

Persona est Unio ad Esse (siehe hierzu Thomas, Diekamp und David<br />

Berger zum einen Sein in Christus 18 ) –, genauso besteht das Weihepriestertum<br />

in erster Linie in der Heiligung der Existenz und der Person des<br />

Weihepriesters und erst in zweiter Linie in den Standesgnaden, welche<br />

die Natur heiligen, denn der Charakter ist Teilhabe an dem einen Sein<br />

Jesu. Scheeben wörtlich:<br />

„Aber trotz der Unterschiede besteht zwischen Charakter und Gnade<br />

eine überaus innige Verwandtschaft und Verbindung, eine ähnliche Verbindung<br />

wie zwischen der Gnade in der Menschheit Christi und der<br />

hypostatischen Union. In Christus war die hypostatische Union die Wurzel,<br />

aus welcher die Gnade in seiner Menschheit entsprang, ... Auch bei<br />

uns entspringt die Gnade aus dem Charakter, nicht als wenn der letztere<br />

der Gnadenstoff wäre, der nach Entfernung der Hindernisse entbunden<br />

17 Matthias Joseph Scheeben, Die Mysterien des Christentums, 2. durchges. Aufl. (hrsg.<br />

v. Josef Höfer) Freiburg i. Brsg. 1951, S. 480f; ebd. S. XXII weist Scheeben auf den<br />

Charakter als Beamtung hin. Die Gnade gibt weder das Amt, noch ist sie Beamtung.<br />

18 David Berger, Thomismus. Große Leitmotive ..., Köln 2001, S. 291-297.

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