Paul VI. - Rore Sanctifica
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Geist besteht also seit Ewigkeit, und einer Sendung, um diese herzustellen,<br />
bedarf es nicht. Die Gemeinschaft des ganzen Christus mit dem Vater<br />
und dem Heiligen Geist erklärt sich aus der hypostatischen Union,<br />
der Gratia Unionis als der substantiellen Gnade, aus der innergöttlichen<br />
Perichorese und aus der Perichorese der Menschwerdung, wobei<br />
die letztere von der ersteren wesentlich verschieden ist.<br />
Übrigens ist auch die Menschwerdung eine personenbezogene Sendung,<br />
weil die Inkarnation das medium quo ist, durch welches die Hypostase<br />
des Sohnes zu den zu erlösenden Hypostasen gesendet wird. Der<br />
Sohn wird somit bei der Menschwerdung nicht etwa in einen Menschen<br />
Jesus gesendet, der bereits ein eigenes Dasein hätte, sondern dadurch,<br />
daß er eine menschliche Natur an seiner ungeschaffenen Existenz partizipieren<br />
läßt, wird der ewige Sohn zu den Menschen als Personen gesendet.<br />
Da die geschaffenen Gnaden Christi auch die Gnaden des Hauptes<br />
sind 161 , wird Jesus in der Menschwerdung als Schatzmeister aller<br />
Gnaden eingesetzt. Die Gnaden wurden ihm sozusagen anvertraut, weswegen<br />
im syrischen Text auch stehen kann, „gratiam, quam tradidisti<br />
dilecto Filio tuo“. Aber der Text <strong>Paul</strong>s <strong>VI</strong>. will glauben machen, daß<br />
dem Sohn der Heilige Geist gegeben wurde, weswegen er ihn habe<br />
weitergeben können: „Spiritum principalem, quem dedisti dilecto Filio<br />
tuo“. Wir weisen hier mit aller Schärfe auf den Kanon 9 des Konzils von<br />
Ephesus hin, der klarmacht, daß eine solche Ausdrucksweise als häretisch<br />
verboten ist:<br />
DH 260, Konzil von Ephesus, Can. 9: Wenn jemand sagt, der einzige<br />
Herr Jesus Christus sei vom Heiligen Geist verherrlicht worden,<br />
so als ob er von einer fremden Gewalt Gebrauch gemacht hätte, die<br />
ihm vom Geist zugekommen wäre, und er habe von ihm die Gewalt empfangen,<br />
gegen die unreinen Geister vorzugehen und seine göttlichen<br />
Wunderzeichen unter den Menschen zu vollbringen, und nicht vielmehr<br />
sagt, daß dieser Geist, durch den er seine Wunderzeichen gewirkt hat,<br />
sein eigener war, so sei er im Bann.<br />
Der Wortlaut der neuen Form legt aber genau das nahe, nämlich daß<br />
die Hypostase Jesu (der Sohn) die Hypostase des Hl. Geistes empfange,<br />
wobei koptische und syrische Texte, auf die sich <strong>Paul</strong> <strong>VI</strong>. beruft, das<br />
161 F. Diekamp, Katholische Dogmatik ..., Bd. 2, a.a.O., S. 252.