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Paul VI. - Rore Sanctifica

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schrittlicher“ als der Archäologismus! Lassen wir an dieser Stelle noch<br />

einmal Eva Synek sprechen:<br />

„In den CA spielen die Apostel allerdings nicht nur ganz allgemein<br />

eine Rolle, die der in der jüdischen Tradition den frühen Rabbinern zugeschriebenen<br />

Position vergleichbar erscheint. Die Autorität der Weisungen<br />

wird in den CA (wie auch schon in der Didasc) mit einer Apostelversammlung<br />

begründet. Der Redaktor läßt dort den Zwölferkreis<br />

und <strong>Paul</strong>us gemeinsam mit verschiedenen anderen maßgeblichen Traditionszeugen,<br />

insbesondere dem Herrenbruder Jakobus und Klemens als<br />

‚Sekretär‘, versammelt sein. Formal präsentieren sich die CA als eine<br />

Art Synodalschreiben der Apostel. Vor allem im Rahmen der CanAp,<br />

die einen Appendix zu den acht Büchern der CA bilden, werden auch<br />

Konzilskanones regelrecht rückdatiert. Als direktes Modell für die Zusammenstellung<br />

der übernommenen Stoffe diente wohl die zeitgenössische<br />

Synodaltätigkeit. Wie unlängst Hermann Josef Sieben herausstellte,<br />

wird zwar der Begriff ‚Apostelkonzil‘ noch nicht explizit gebraucht.<br />

Doch davon abgesehen projiziert der Redaktor sehr deutlich das synodale<br />

Modell von Rechtsfindung in die kirchliche Frühzeit.<br />

Die fiktive Rückbindung geschichtswirksamer Rechtsentwicklung an<br />

einen denkwürdigen Synodalvorgang gleichsam in der ‚Geburtsstunde‘<br />

des zu ordnenden Gemeinwesens entspricht aber auch der Verankerung<br />

wichtiger Grundsatzentscheidungen des rabbinischen Judentums in der<br />

sog. ‚Großen Synode‘ bzw. in den sog. Synoden von Javne und Uscha.“<br />

Beleuchten wir noch ein wenig die Rolle des „Klemens“ der AK. Wir<br />

setzen an dieser Stelle die Einmischung des Papstes Klemens von Rom<br />

in die Wirren der Gemeinde von Korinth als bekannt voraus, ebenso seine<br />

autoritative Entscheidung, daß für die Aufstellung von Priestern und<br />

Bischöfen nicht die Autorität des Volkes das Entscheidende sei, sondern<br />

die Nachfolge von den Aposteln her. Der Redakteur der AK läßt<br />

nun Klemens 290 Jahre nach seinem Ableben an diesem synodalen Prozeß<br />

teilhaben, und anscheinend ist sein Apostelsekretär nicht gewillt,<br />

später als autoritätsbewußter Nachfolger des heiligen Petrus aufzutreten.<br />

Dem „Klemens“ der AK wird es folglich niemals in den Sinn kommen,<br />

die Aufrührer in Korinth zu maßregeln. Die Hierarchie hat also aus<br />

Sicht des offensichtlich häretischen Redakteurs, Verfassers oder Kompilators<br />

angeblich gelogen, wenn sie sich hier auf Klemens von Rom<br />

berufen will. Das <strong>VI</strong>II. Buch der AK entpuppt sich damit als synodale<br />

Kampfschrift in einem propagandistischen Feldzug.

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