Paul VI. - Rore Sanctifica
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der Vollkommenheit und in der Glorie, die dem unerschaffenen Wesen<br />
eigen sind.“<br />
Laut Diekamp 243 sind folgende Sprechweisen erlaubt: „Die konkreten<br />
Wesensnamen können den Inhaber der Person bezeichnen, also darf<br />
man auch abstrakte Wesensattribute, in concreto genommen, den göttlichen<br />
Personen beilegen, z.B.: GOTT und HERR können auch als Personennamen<br />
gebraucht werden und nicht bloß als abstrakte Wesensnamen.<br />
Folglich kann man sagen, ‚Gott zeugt‘, ‚Gott haucht‘, ‚wahrer<br />
Gott von wahren Gott‘, ‚Mutter Gottes‘ (I. q. 39 a. 4 244 ).“<br />
Der Zusammenhang ist nun aber im Credo <strong>Paul</strong>s <strong>VI</strong>. ein anderer,<br />
denn das Leben und die Seligkeit Gottes, der vollkommen eins ist, wird<br />
in dem fraglichen Satz den drei göttlichen Personen nicht als unum (eines),<br />
sondern als unus (Einer) gegenübergestellt, der handelt und der<br />
selig ist. Wieder zeigt sich, daß die abstrakte Wesenheit außerhalb der<br />
konkreten göttlichen Personen als Agens (Tätigkeitsprinzip) betrachtet<br />
wird, und damit als Subjekt. Rechtgläubigerweise gilt indes: Ich darf<br />
zwar sagen ‚Gott ist selig‘, aber ich darf nicht sagen ‚die unerschaffene<br />
Wesenheit ist selig‘. Der heilige Thomas betont daher: „Pater et Filius<br />
et Spiritus Sanctus dicuntur unum sed non unus“ (Quodl. 6, 1 ad 2).<br />
Demgegenüber besagt der Satz <strong>Paul</strong>s <strong>VI</strong>. nicht, daß die drei göttlichen<br />
Personen ihre jeweilige unbegrenzte Seligkeit aus der schlechthin<br />
unbegrenzten göttlichen Wesenheit schöpfen, die jede Person uneingeschränkt<br />
für sich besitzt, wenn auch in circuminsessio (wechselseitigem<br />
Ineinandersein) mit den anderen Personen, und sie somit gemeinsam<br />
ein Unum darstellen. Vielmehr besagt dieser Satz, daß ein Gott, der<br />
schlechthin eins ist, den drei göttlichen Personen als Unus gegenübersteht<br />
und diese Personen mit seiner Fülle beschenkt, damit sie sich in<br />
einem Drama des wechselseitigen Sichbeschenkens weiter vervollkommnen<br />
dürfen (consummantur 245 ).<br />
Die Trinität wird so zu einer intermediären Offenbarung, die noch<br />
über den von Thomas abgewehrten Irrtum hinausgeht. Thomas wollte<br />
den Modalismus abwehren, das Credo <strong>Paul</strong>s <strong>VI</strong>. bekennt aber einen<br />
Gott, der sich hinter der Trinität verbirgt und als der eine Gott in seiner<br />
Seligkeit ein Szenario ihm beigeordneter Mitgenossen der Liebe ins<br />
243 F. Diekamp, Katholische Dogmatik ..., Bd. 1, a.a.O., S. 360.<br />
244 Artikel der Summa im Internet: http://www newadvent.org/summa/103904.htm.<br />
245 F. Holböck, Credimus ..., a.a.O., lateinischer Text, S. 28.