05.09.2014 Aufrufe

Paul VI. - Rore Sanctifica

Paul VI. - Rore Sanctifica

Paul VI. - Rore Sanctifica

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

178<br />

nis aussprechen muß, weil er sich zwangsläufig in einem einzigen Akt<br />

erkennt und erkennen muß. Gott kann nicht sein, ohne sich zu erkennen.<br />

Daß diese Selbsterkenntnis auch einen Begriff hat, der ihr entspricht,<br />

den Logos, das wissen wir aus der Offenbarung und nicht aus<br />

dem Verstand. Nur durch die Offenbarung wissen wir: der Vater kann<br />

nicht gedacht werden ohne den Sohn. Auch die Notwendigkeit des Aussprechens<br />

des WORTES wissen wir nur aus der Offenbarung.<br />

Das Credo <strong>Paul</strong>s <strong>VI</strong>. scheint indessen mit einer Auffassung des Dreifaltigkeitsdogmas<br />

schwanger zu gehen, welche das Prinzip der innergöttlichen<br />

Relationen in einem Gemeinschaftsbedürfnis des göttlichen,<br />

ursprungslosen Wesens sieht, das „ein liebendes Du braucht“ und sich<br />

so in einer Art Theogonie zu Vater, Sohn und Heiligem Geist entfaltet.<br />

Wer übrigens dieser Ursprungslose ist, werden wir noch sehen, denn im<br />

Credo <strong>Paul</strong>s <strong>VI</strong>. scheint es jedenfalls nicht der Vater zu sein. 227<br />

Freilich kann man die Irrlehre von der Zeugung des WORTES aus<br />

dem Willen nicht offen aussprechen, während man sich nicht scheut,<br />

den Ursprung des Geistes in der Liebe zu sehen, was ja an sich auch<br />

nicht verfänglich ist. Gleichwohl haben wir gesehen, daß auch hier ein<br />

Mangel besteht. Zu behaupten, der Heilige Geist sei die Liebe des Vaters<br />

und des Sohnes, ohne zu sagen, er sei der Hauch und die Gabe der<br />

Liebe, ist jedenfalls zu unpräzise. Für Predigten mag diese Diktion statthaft<br />

sein, nicht jedoch für ein so ausführliches Credo. Zwar spricht das<br />

Credo auch davon, daß Gott Licht ist, ein Symbol für Wahrheit und<br />

Verstandestätigkeit, aber diese Redeweise ist zu wenig explizit, als daß<br />

der gewöhnliche Leser sie mit der Zeugung des Sohnes kraft eines intellektuell-geistigen<br />

Erkenntnisaktes in Verbindung bringen könnte. Die<br />

Erwähnung der Zeugung des Sohnes aus der Wesenheit des Vaters hätte<br />

wenigstens indirekt auf den intellektuellen Akt der Zeugung angespielt,<br />

weil die Wesenheit ja das Objekt der Erkenntnis ist.<br />

Vom WORT als Licht spricht bereits der heilige Johannes in seinem<br />

Evangelienprolog, während das Feuer, das wärmt, ein Symbol der Liebe<br />

und damit des Heiligen Geistes ist. Der Primat des Verstandes vor dem<br />

Willen ist ein Grundpfeiler thomistischer Gotteslehre. Lediglich in Bezug<br />

auf den Zielpunkt der göttlichen Lebenstätigkeit in der Liebe<br />

nimmt Thomas einen Primat des Willens an. Das Prinzip der göttlichen<br />

227 Um das IV. Lateranense und seine Verurteilung Joachims von Fiore macht das Credo<br />

des Gottesvolkes einen großen Bogen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!