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Paul VI. - Rore Sanctifica

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sprechen müssen. Der Sohn würde den Geist nicht nur hauchen, sondern<br />

auch empfangen. Tatsächlich bekommt er aber in der Zeugung nur<br />

die Hauchkraft mitgeteilt. Der Sohn müßte Avrillé zufolge neben der<br />

Proprietät der aktiven Hauchung auch eine Eigentümlichkeit des passiven<br />

„Behauchtwerdens“ aufweisen, welche seine passive Zeugung<br />

(Sohnschaft) vervollkommnen müßte. Ein abenteuerliches Konstrukt!<br />

Will man sich darauf nicht einlassen, müßte man neben dem ungeschaffenen<br />

Esse ein zweites, geschaffenes Sein in Christus annehmen, dem<br />

die Gemeinschaft des Heiligen Geistes dann zukommen soll, was aber<br />

logischerweise zum Nestorianismus führt.<br />

Was nun die Gnaden angeht, welche die Natur der gerechtfertigten<br />

Hypostase eines getauften Menschen salben, so werden diese von der<br />

ganzen Trinität mitgeteilt, weswegen man eben die Eingießung der Gnaden<br />

nicht mit der Sendung des Geistes identifizieren kann. Wiederum<br />

kommt uns die Realdistinktion zu Hilfe und wir insistieren, daß die Sendung<br />

selbst in sich keine Appropriation ist 160 und die Freundschaft und<br />

Gemeinschaft der ungeschaffenen Hypostasen mit einer geschaffenen<br />

Hypostase betrifft, wobei die geschaffenen Gnaden als Wohltaten ein<br />

Ausdruck dieser Gemeinschaft sind. Sendungen sind personenbezogen<br />

und die Gnaden beziehen sich auf die Natur. Mögen die Gnaden auch<br />

einen übernatürlichen Ursprung haben, so haben sie als Akzidentien der<br />

Seele nur ein In-esse in der Substanz der menschlichen Natur, sind also<br />

kraft jenes Daseinsaktes, welcher der Substanz der menschlichen Natur<br />

ihre Subsistenz verleiht. Dabei ist die menschliche Substanz allerdings<br />

nicht in der Lage, ohne göttliche Hilfe diese Akzidentien von der Potenz<br />

in den Akt zu heben oder auch nur im Akt zu erhalten.<br />

Die Sendung des Heiligen Geistes betrifft also die Herstellung einer<br />

persönlichen Gemeinschaft, welche den begnadeten Menschen nicht nur<br />

mit der göttlichen Natur verbinden soll, sondern mit den drei Hypostasen.<br />

Jetzt wird auch klar, warum Jesus Christus zwar einer Ausstattung<br />

mit geschaffenen Gnaden bedurfte, aber keiner Sendung des Hl. Geistes<br />

in Bezug auf sich selbst. Die Hypostase Christi ist jene des ewigen Sohnes<br />

und das Sein seiner menschlichen Natur ist das Esse divinum des<br />

Logos, welches der menschlichen Natur als ungeschaffene Gratia Unionis<br />

zuteil wird. Die persönliche Gemeinschaft Jesu mit dem Heiligen<br />

160 Man stelle sich vor, die Sendung des Sohnes wäre eine Appropriation. Der Sohn<br />

wäre also nicht eigentlich Mensch geworden.

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