Paul VI. - Rore Sanctifica
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daß die Ansichten Theodors und Theodorets rechtgläubig und über jeden<br />
Zweifel erhaben seien, so wie er auch sonst bevorzugt Männer der<br />
antiochenischen Schule zitiert. Eine Charaktertheologie wird man bei<br />
Lécuyer in Bezug auf das Priestertum vergeblich suchen. Im Gegenteil,<br />
er identifiziert das priesterliche Amt mit der Gnade des Heiligen<br />
Geistes, so wie er auch im Falle Christi das Hohepriestertum als eine<br />
Gnade an-sieht, welche eben nicht die Gratia Unionis ist.<br />
Wenn er von der hypostatischen Union spricht, so wird man in seinen<br />
Schriften keinen Hinweis auf die numerische Einzigkeit des Seins<br />
in Christus finden. Lécuyer erweckt also mit den Rahnerbrüdern, Max<br />
Thurian und Ratzinger den Eindruck, das, was man hypostatische Union<br />
nennt, sei eine Gnade des Heiligen Geistes, welche einer geschaffenen<br />
Hypostase Jesu zuteil werde. Es ist dabei unerheblich, ob Lécuyer diesen<br />
Zeitpunkt in die Taufe oder in die Empfängnis Jesu verlegt, denn der<br />
Kanon 9 des Konzils von Ephesus sieht völlig davon ab. Wo findet man<br />
bei Lécuyer einen Hinweis auf die 24 approbierten Thesen des Thomismus?<br />
Besonders die folgende ist in diesem Zusammenhang extrem<br />
wichtig:<br />
DH 3603, Dekret der Heiligen Kongregation für die Studien, 27.<br />
Juli 1914: 3. Daher subsistiert in der absoluten Weise des Seins selbst<br />
Gott als einer, ist einer als der einfachste; alle übrigen [Seienden], die<br />
am Sein selbst teilhaben, haben eine Natur, durch die das Sein beschränkt<br />
wird, und bestehen aus Sosein und Dasein als real verschiedenen<br />
Prinzipien.<br />
(3. Quapropter in absoluta ipsius esse ratione unus subsistit Deus,<br />
unus est simplicissimus, cetera cuncta quae ipsum esse participant, naturam<br />
habent qua esse coarctatur, ac tamquam distinctis realiter<br />
principiis, essentia et esse constant.)<br />
Die Einheit der Person Jesu verbietet also, daß in ihm zwei Seiende<br />
wären. Unio in persona est unio ad esse, wie Thomas sagt. Die menschliche<br />
Natur Jesu ist somit real von seiner Person verschieden, und die<br />
Person des Logos ist jenes Prinzip, wodurch die menschliche Natur des<br />
Erlösers subsistiert; sie existiert also ohne jeden geschaffenen substantiellen<br />
Modus. Genauso, wie das Hohepriestertum Christi in erster Linie<br />
in der unerschaffenen Existenz und Heiligkeit des Gottmenschen besteht<br />
164 , genauso besteht das Weihepriestertum in erster Linie in der<br />
164 Zum einen Sein Christi siehe F. Diekamp, Katholische Dogmatik ..., Bd. 2, a.a.O.,