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GÖTTLICHE BOTSCHAFT, IRDISCHES GEFÄSS<br />

erklären versucht, weshalb seine Perspektive die angemessenere ist. So sollte es auch<br />

sein – solange uns allen dabei bewußt ist, daß unsere eigene Auffassung nicht<br />

unbedingt für die gesamte Weltkirche ausreichen muß. Manchmal versuchen<br />

kirchliche Verantwortungsträger die Diskussion zu beenden und die berechtigte<br />

Vielfalt von Meinungen, die es in jeder Gruppe von Menschen gibt, zu unterbinden.<br />

Ich vermute, daß Leute, die ihre Sicht der Bibel anderen in autoritärer Weise<br />

aufdrängen möchten, ein ähnlich einseitiges Verständnis von Autorität im<br />

allgemeinen haben.<br />

Aus der Geschichte der Adventgemeinde kann G. I. Butler <strong>als</strong> Beispiel dafür<br />

herangezogen werden. Er war eine starke Persönlichkeit und erwies der Gemeinde<br />

während seiner langen Amtszeit wertvolle Dienste. Aber seine Ansichten über<br />

Autorität brachten ihn wiederholt in Schwierigkeiten. Drei Beispiele seien dafür<br />

genannt: (1) seine Ansicht über James und Ellen White, (2) die Einschätzung seiner<br />

eigenen Autorität, <strong>als</strong> er sich in leitender Stellung befand, und (3) seine Sicht der<br />

Heiligen Schrift. In allen drei Beispielen zeigt sich das gleiche Verständnis von<br />

Autorität.<br />

Als Präsident der Generalkonferenz veröffentlichte Butler 1873 ein Traktat über<br />

Leiterschaft, in dem er James und Ellen White <strong>als</strong> unanfechtbare Führer der<br />

Adventisten rühmte. In kirchenpolitischen Fragen sollte dem Urteil von James White<br />

Vorrang eingeräumt und seine Anweisungen sollten so befolgt werden, „<strong>als</strong> wären es<br />

unsere eigenen“ (zitiert in Schwarz, Light Bearers to the Remnant 267.268)<br />

Obwohl die Generalkonferenz Butlers Vorstellungen übernahm, waren die Whites<br />

nicht damit einverstanden. In Reaktion auf ein tadelndes Wort von Ellen White<br />

veröffentlichte Butler ein beachtenswertes Bekenntnis im Review and Herald, in dem<br />

er seinen Fehler zugab. Außerdem brachte er bei der Generalkonferenz einen Antrag<br />

ein, der die frühere Zustimmung zu seinem Traktat rückgängig machen sollte. Kurz<br />

gesagt: Als eine von ihm anerkannte Autorität ihn aufforderte, weniger autoritär sein,<br />

gehorchte er ihr ohne langes Zögern!<br />

Doch Butler ließ trotz seines „Bekenntnisses“ weiterhin autoritäre Züge erkennen.<br />

Ellen White sandte 1885 ein erstaunlich freimütiges Schreiben an G. I. Butler und<br />

S. N. Haskell, in dem sie die beiden dringend bat, den ihnen unterstellten<br />

Mitarbeitern mehr Freiheit zu gewähren. „Ich habe mich in dieser Angelegenheit<br />

schon oft an euch gewandt,“ schrieb sie, „aber ich sehe keine Änderung eures<br />

Verhaltens. ... Gebt anderen verantwortungsvolle Aufgaben, die Planung und<br />

Urteilskraft erfordern. Erzieht sie nicht dazu, sich auf euer Urteil zu verlassen. Junge<br />

Menschen müssen zu eigenständigen Denkern erzogen werden.“ (TM 302.303)<br />

Nach Ellen White wurde die Gemeinde durch Butlers autoritären Führungsstil<br />

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