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INSPIRATION<br />

wer könnte dann den Ablauf ganz genau schildern? Bestimmt keiner! Aber alle drei<br />

Versionen enthalten zwei wichtige Tatsachen: Jesu Erscheinen nach dem Versagen<br />

der Jünger und die Heilung des Knaben. Bei der Beschreibung des übrigen<br />

Geschehens geht jeder Verfasser eigene Wege. In Anbetracht dessen können<br />

diejenigen, die genau wissen wollen, wie sich alles abgespielt hat, ziemlich<br />

enttäuscht werden.<br />

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung bin ich jedoch überzeugt, daß jeder der<br />

Evangelisten einen positiven Beitrag leistete, und zwar jeweils an der Stelle, wo Jesu<br />

Worte und Taten zu einer Geschichte geformt werden, die den geistlichen<br />

Bedürfnissen der Menschen Rechnung trägt. Aus dieser Sicht sollte es möglich sein,<br />

die Unterschiede und Abweichungen in den Evangelien mit Freude anstatt mit Furcht<br />

zu betrachten. Durch Gottes Gnade kann die vollkommene Liebe alle Furcht<br />

austreiben, und dann werden wir an den Schönheiten des Wortes Gefallen finden.<br />

Ich möchte dieses Kapitel mit einem Erlebnis abschließen, das mich<br />

zuversichtlich stimmt, was die Offenheit gegenüber den Evangelien sowie der Bibel<br />

<strong>als</strong> Ganzes betrifft. Es ist das Gegenstück zu jener Erfahrung, die mein Kollege mir<br />

erzählte, <strong>als</strong> seine Studenten auf die Differenzen innerhalb der Evangelien verärgert<br />

reagierten.<br />

Gegen Ende meines Austauschjahres an unserem adventistischen Seminar<br />

Marienhöhe in Deutschland nahm ich all meinen Mut zusammen und predigte in<br />

deutscher Sprache in einer der umliegenden Gemeinden. Ich wählte eine Predigt über<br />

die drei Berichte von der Heilung des besessenen Knaben. In Amerika war die<br />

Reaktion auf meine Ausführungen recht ermutigend gewesen. Würde das auch in<br />

Deutschland der Fall sein? Es würde sich zeigen.<br />

Meine Frau und ich betraten einen kleinen Raum im oberen Stockwerk, wo sich<br />

die Glaubensgeschwister zum Gottesdienst einfanden. Es war eine wohltuende Insel<br />

der Frömmigkeit inmitten einer geschäftigen Welt. Die innere Beteiligung der<br />

Geschwister am Gottesdienst war B<strong>als</strong>am für meine Seele.<br />

Während der Predigt bestand reger Augenkontakt zwischen Redner und Hörern,<br />

da mir die Leute in jenem kleinen Raum greifbar nahe saßen. Kraftvoll und freudig<br />

führte ich durch die drei Erzählungen: die von Lukas gelobte Heilungsmacht Gottes,<br />

den von Matthäus hervorgehobenen Tadel der Kleingläubigkeit der Jünger und den<br />

von Markus betonten wachsenden Glauben des Vaters. Ich spürte, daß ich von den<br />

Zuhörern verstanden wurde.<br />

Der Älteste, ein Buchevangelist, lud uns zum Mittagessen ein. Er hatte eine volle<br />

Predigerausbildung an unserem theologischen Seminar erhalten, zog es aber vor, <strong>als</strong><br />

Buchevangelist zu arbeiten. Er und seine Familie empfingen uns herzlich.<br />

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