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EINLEITUNG ZU TEIL III<br />

göttlichen Ursprung der Bibel.“ (E 159)<br />

Wenn <strong>als</strong>o die Erfahrung so wichtig ist, gewinnt eine andere Aussage von Ellen<br />

White noch mehr an Bedeutung: „Die Bibel wurde nicht in einer großartigen<br />

übermenschlichen Sprache offenbart. Um jeden zu erreichen, wurde Jesus Mensch.<br />

Die Bibel mußte <strong>als</strong>o in der Sprache des Menschen geschrieben werden. Alles aber,<br />

was menschlich ist, ist auch unvollkommen. Dasselbe Wort kann verschiedene<br />

Bedeutungen haben. Eine bestimmte Idee läßt sich nicht nur durch ein einziges Wort<br />

ausdrücken. Die Bibel ist ganz praktisch zu nehmen.“ (1 FG 20) Kurz gesagt, die<br />

Bibel steht mit beiden Füßen in der Welt; in gewissem Sinn ist sie auch<br />

„unvollkommen“.<br />

Verständlicherweise haben sich orthodoxe Bibelverteidiger davor gescheut, die<br />

Schrift <strong>als</strong> „unvollkommen“ zu bezeichnen, denn genau mit diesem Argument hatten<br />

ja die Kritiker der Aufklärung die Bibel <strong>als</strong> Heilige Schrift verworfen. Im weiterem<br />

Verlauf war dann zu erkennen, daß beide Seiten von der Voraussetzung ausgingen,<br />

die Schrift könne nicht von Gott stammen, wenn sie nicht im absoluten Sinne<br />

vollkommen ist.<br />

Auf der einen Seite haben Kritiker auf scheinbare Unvollkommenheiten<br />

hingewiesen und daraus geschlossen, daß die Bibel nicht von Gott sein kann. Andere<br />

sind noch einen Schritt weitergegangen und haben auch die Existenz Gottes<br />

geleugnet. Auf der anderen Seite standen die frommen Verteidiger des Glaubens.<br />

Mehr <strong>als</strong> die Kritiker wußten sie, wie wichtig Gott für uns ist; deshalb fürchteten sie<br />

die Auswirkungen der angeblichen Erkenntnisse der Kritiker. Daher haben sie die<br />

traditionelle Sicht der „absoluten Vollkommenheit“ auch weiterhin verteidigt. Beide,<br />

Kritiker wie Verteidiger, gingen letztendlich von derselben Voraussetzung aus: Die<br />

Bibel mußte vollkommen sein – oder sie war nicht von Gott.<br />

Das in diesem Buch vertretene Modell macht deutlich, daß in der Bibel eine<br />

praktische, nicht eine absolute Vollkommenheit zum Ausdruck kommt. Diese Sicht<br />

läßt sich viel leichter mit der Bibel in Einklang bringen, vor allem wenn wir sie <strong>als</strong><br />

einen „Freundesbrief“ und nicht <strong>als</strong> eine philosophische Abhandlung oder einen<br />

wissenschaftlichen Bericht betrachten.<br />

In Reaktion auf eine Kirche, die sich berechtigt fühlte, die Wahrheit durch<br />

Verlautbarungen von oben herab zu verkünden, anstatt sie zu beweisen, ging es der<br />

Aufklärung darum, in jedem Lebensbereich „Wahrheit“ eindeutig zu beweisen – aber<br />

ohne Gott. Ihre optimistische Einschätzung des menschlichen Verstandes und der<br />

menschlichen Fähigkeiten hielt sich bis ins 20. Jahrhundert. Erst die schreckliche<br />

Katastrophe des Ersten Weltkriegs beendete diesen Optimismus und führte zu einem<br />

realistischeren Denken.<br />

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