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DER KANON<br />

weil man darunter etwas „Unechtes“ oder „Ketzerisches“ verstehen kann (siehe<br />

Anhang C). Ursprünglich aber waren die Schriften, die heute unter diesem Namen<br />

bekannt sind, ganz gewöhnliche jüdische Bücher, die in Stil und Thematik den<br />

Büchern der Schrift ähnelten. So wurden beispielsweise den Büchern Daniel und<br />

Esther zusätzliche Geschichten, Gebete und Predigten beigefügt; die beiden<br />

Makkabäerbücher sind in Stil und Inhalt den Büchern Könige und Chronika vergleichbar;<br />

bei Jesus Sirach handelt es sich um ein Weisheitsbuch wie die Sprüche.<br />

Unabhängig davon, ob man diese Bücher nun <strong>als</strong> kanonisch betrachtet oder nicht,<br />

gewähren sie wertvolle Einblicke in die Geschichte des Judentums während der<br />

sogenannten zwischentestamentlichen Periode, einem Zeitraum, der sich von der Zeit<br />

Esras und Nehemias bis hin zum Neuen Testament erstreckt. Hinzu kommt, daß viele<br />

der frühen Christen diese Schriften <strong>als</strong> Erbauungsbücher schätzten, obwohl die<br />

Verfasser Juden und nicht Christen waren.<br />

Die frühe Geschichte der Apokryphen steht in engem Zusammenhang mit der<br />

jüdischen Zerstreuung oder Diaspora. Dabei handelte es sich um die Ansiedlung<br />

jüdischer Gemeinden außerhalb Palästinas <strong>als</strong> Folge der Zerstörung Jerusalems (586<br />

v. Chr.) sowie des babylonischen Exils. Während ein Bruchteil der Juden mit<br />

Serubbabel (536 v. Chr.) oder später mit Esra (457 v. Chr.) bzw. Nehemia (444 v.<br />

Chr.) nach Palästina zurückkehrte, zogen es die meisten vor, in Babylon zu bleiben.<br />

Andere wanderten in Orte außerhalb Palästinas. Bis zur Zeit Christi hatten sich große<br />

jüdische Gemeinden in den wichtigsten Weltstädten des griechisch-römischen<br />

Reiches gebildet.<br />

Die meisten Juden in der Zerstreuung zogen die griechische Sprache dem Hebräischen<br />

vor, und eine griechische Übersetzung der Bibel, die Septuaginta (LXX)<br />

gewann immer mehr an Bedeutung, bis sie schließlich die hebräische Bibel<br />

verdrängte. In die Septuaginta fanden dann auch jene Bücher Eingang, die wir die<br />

Apokryphen nennen.<br />

Mit der Zeit gaben auch die Christen der Septuaginta den Vorzug vor der<br />

hebräischen Bibel, nicht nur, weil sie die griechische Sprache leichter lesen und verstehen<br />

konnten <strong>als</strong> die hebräische, sondern auch, weil einige der besten christlichen<br />

Belegstellen („Beweistexte“) aus der Septuaginta stammten.<br />

Als christliche Prediger das Bollwerk jüdischer Lehrmeinungen mit Hilfe der<br />

Septuaginta angriffen, bevorzugten Juden, die an ihrer Religion festhalten wollten,<br />

andere griechische Übersetzungen und überließen die Septuaginta den Christen. So<br />

kam es, daß Christen, nicht Juden, die Septuaginta in jenen frühen Jahrhunderten<br />

verbreiteten und bewahrten. Und wie gesagt: die Septuaginta enthielt auch die<br />

Apokryphen. Da Christen darüber hinaus die Buchform (Kodex) der Schriftrolle<br />

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