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ZAHLEN, STAMMBÄUME, DATEN<br />

Die Alterszahlen der ersten 20 Patriarchen wurden der Chronologie des Alten<br />

Testaments zugrunde gelegt, die von Erzbischof Ussher in den Jahren 1650-1654<br />

veröffentlicht wurde. Er nennt die Jahre 4004 und 2348 v. Chr. <strong>als</strong> Daten für die<br />

Schöpfung und die Sintflut. Sollte uns Usshers Zeitangabe von 4004 v. Chr. allzu<br />

genau erscheinen, so war sein Zeitgenosse John Lightfoot noch genauer. Er<br />

behauptete, die Schöpfung habe am 12. September stattgefunden; Adam sei um 9<br />

Uhr morgens geschaffen worden, habe am selben Tag um 12 Uhr gesündigt und um<br />

15 Uhr die Heilsverheißung empfangen! (Lightfoot, 7:372.377)<br />

Von 1701 an wurden Usshers Datierungen in die Randbemerkungen der King<br />

James Version der Bibel aufgenommen. Das mag erklären, weshalb die Zahl von<br />

6000 Jahren in christlichen Kreisen so fest Fuß faßte. Um es mit den Worten von<br />

Ellen White auszudrücken, wurden Usshers Daten <strong>als</strong> „wohlbekannte Tatsachen“<br />

angesehen, die „von der protestantischen Welt allgemein bestätigt“ wurden (GK 13).<br />

Als die Archäologie <strong>als</strong> relativ junge Wissenschaft im 19. Jahrhundert begann, die<br />

uralten Geheimnisse früher Zivilisationen zu entschlüsseln, wurde es schwierig, die<br />

Chronologie Usshers mit den Entdeckungen über die antike Geschichte in Einklang<br />

zu bringen. Das für die Sintflut genannte Datum ist besonders problematisch. Falls<br />

die Sintflut, wie von vielen Christen angenommen, weltumfassend war, mußte sie<br />

alle Spuren der Zivilisation vernichtet haben. Jedoch für die zwei wichtigsten<br />

Zivilisationszentren der Antike, nämlich Babylon und Ägypten, reichen die<br />

geschichtlichen Aufzeichnungen lückenlos bis wenigstens ins Jahr 3100 v. Chr.<br />

zurück. Folglich kamen gläubige Christen, die die Daten von Ussher in ihrer Bibel in<br />

gedruckter Form vorfanden, leicht zu dem Schluß, die neuzeitlichen Wissenschaftler<br />

würden den Glauben zerstören.<br />

Ein jüngeres Beispiel stammt aus den 70er Jahren, <strong>als</strong> die biblische Wissenschaft<br />

die ergiebigen Funden aus der alten Stadt Ebla zur Kenntnis nahm, einem knapp<br />

30 Hektar großen Areal im Norden Syriens. Gemäß dem archäologischen Befund<br />

erreichte Ebla seine höchste Blütezeit um 2500 v. Chr. Es war das<br />

Verwaltungszentrum für mehr <strong>als</strong> eine Viertelmillion Menschen. Da die Stadt seit<br />

langem kontinuierlich bewohnt war, schließt dies die Möglichkeit einer Sintflut nur<br />

kurze Zeit zuvor aus. Auch die Zahl der von der Stadt verwalteten Bevölkerung<br />

macht deutlich, daß eine weltweite Sintflut Jahrhunderte früher hätte stattfinden<br />

müssen.<br />

Wer mit modernen Entwicklungen vertraut ist, weiß, daß gemäß geltender<br />

wissenschaftlicher Ansicht – abgesehen von der Meinung einiger konservativer<br />

Christen – der Sintflutbericht in 1. Mose auf ein örtlich begrenztes Ereignis<br />

zurückgeführt wird.<br />

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