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INSPIRATION<br />

Zusätzlich zu den Abweichungen zwischen den drei hauptsächlichsten<br />

Textvarianten für das 1. Buch Mose gibt es im Zusammenhang mit jenen frühen<br />

Kapiteln noch einen subtileren Aspekt. Da wird uns nämlich der Eindruck vermittelt<br />

(es ist nur ein Eindruck), daß zwischen Abraham und den früheren Patriarchen eine<br />

große Kluft bestand. Wenn die Anzahl der Jahre im MT richtig ist, dann lebte<br />

Abraham teilweise gleichzeitig mit Sem. Wie war es unter dieser Voraussetzung<br />

möglich, daß Abrahams eigene Familie andern Göttern diente (Josua 24,2); daß<br />

Abraham selber Kinderopfer <strong>als</strong> geeignetes Mittel ansah, um Gott zu dienen – bis<br />

Gott gerade jenes Mittel benutzte, um ihn eines besseren zu belehren; oder daß<br />

Abraham sich eine andere Frau nehmen konnte, ohne das <strong>als</strong> Sünde zu betrachten<br />

(vgl PP 124)?<br />

Es ist typisch für Christen, daß sie sich auf die in Hebräer 11 beschriebene<br />

Glaubenshaltung stützen und diese bewußt oder unbewußt auf die gesamte Bibel<br />

übertragen. Wir könnten dieses Vorgehen <strong>als</strong> „Höhenweg“ bezeichnen, weil es<br />

Beständigkeit und Glauben hervorhebt. Das umgekehrte Vorgehen, der „Talweg“,<br />

der besonders für das Alte Testament bedeutsam ist, läßt uns erkennen, wie tief die<br />

Menschen gefallen waren. Wenn wir, speziell auf Abraham bezogen, davon<br />

ausgehen, daß eine klare und enge Verbindung zwischen den Patriarchen und Adam<br />

bestand, so läßt sich kaum eine Erklärung finden für die erhebliche Differenz<br />

zwischen dem, was Abraham hätte wissen sollen, und seinem tatsächlichen<br />

Verhalten. Es leuchtet mir eher ein, daß er entsprechend seinem eigenen Wissen und<br />

Gewissen handelte und daß die Beziehung zur Linie Adam-Noah-Seth offenbar sehr<br />

vage gewesen sein muß. Das ist jedenfalls mein Eindruck, wenn ich den Bericht über<br />

Abrahams Leben im 1. Buch Mose lese. Aber ich betone, es ist nur ein Eindruck, der<br />

mir jedoch hilft, die Erfahrung Abrahams besser zu verstehen. Zugleich erscheint<br />

dadurch der Gott des Alten Testaments in einem vorteilhaften Licht, nämlich <strong>als</strong> ein<br />

Gott, der seinem Volk, das weit von ihm entfernt ist, mit bemerkenswerter Geduld<br />

begegnet.<br />

Dieser Eindruck einer langen Zeitperiode zwischen Abraham und den früheren<br />

Patriarchen führte einige zu der Vermutung, der Bericht im 1. Buch Mose enthalte<br />

lediglich einige beispielhafte Altersangaben mit dem Ziel, den enormen Einfluß der<br />

Sintflut auf das Leben der Menschen zu erläutern. Daß ein Stammbaum auch Namen<br />

enthalten kann, die lediglich <strong>als</strong> Beispiele dienen sollen, kann vielleicht anhand der<br />

Periode zwischen Jakob und dem Auszug aus Ägypten am besten illustriert werden.<br />

Wie bereits in den Schlüsseltexten sowie in den Ausführungen kurz erwähnt, wird<br />

Mose der vierten Generation, Bezalel der siebenten, und Josua der zwölften<br />

Generation zugerechnet.<br />

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