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Kapitel 8<br />

Gottes Gesetz:<br />

Eins ! Zwei ! Zehn ! Viele<br />

Trinkst du aus religiösen Gründen keinen Kaffee?“ – „Was hat vegetarische<br />

Lebensweise mit Religion zu tun?“ Was sollte ich darauf antworten?<br />

Um das Interesse zu steigern, möchte ich zwei weitere Fragen anfügen (diesmal<br />

meine eigenen): „Hältst du den Sabbat aus religiösen Gründen?“ – „Verweigerst du<br />

den Wehrdienst ebenfalls aus religiösen Gründen?“<br />

Die letzte Frage ist besonders interessant, weil alle westlichen Kulturkreise<br />

einerseits das Töten verurteilen (Mord), es andererseits aber verlangen (Militär). In<br />

einem Land, das die Todesstrafe kennt, kann jemand theoretisch zum Tode verurteilt<br />

werden, weil er entweder getötet hat oder sich weigerte zu töten, je nach den<br />

Umständen.<br />

Was bedeutet es, aus „religiösen Gründen“ zu handeln? Sehen wir uns einige<br />

Möglichkeiten an.<br />

118<br />

Religiöse Einstellungen zu Gottes Gesetz<br />

Der Begriff Religion impliziert eine starke Bindung an eine letzte Realität oder<br />

Gottheit. Führen wir „religiöse Gründe“ für unsere Handlungsweise an, so berufen<br />

wir uns auf etwas, das verpflichtender ist <strong>als</strong> rein vernunftgemäße oder allgemein<br />

menschliche Anliegen. Ein Atheist kann Koffein aus gesundheitlichen Gründen<br />

meiden (ärztliche Verordnung), die vegetarische Lebensweise aus humanitären<br />

Gründen vertreten (Tierliebe), und er kann sich aus staatsbürgerlichen Gründen<br />

(gesetzliche Vorschrift) weigern zu töten oder sich verpflichten zu töten. Und wenn<br />

er in Israel wäre, würde der Atheist angesichts der bestehenden „Sabbatgesetze“ aus<br />

zivilrechtlichen Überlegungen am Samstag nicht arbeiten, obwohl die entsprechenden<br />

Gesetze ursprünglich religiös motiviert waren.<br />

Alle diese Gründe mögen überzeugend und stichhaltig sein, aber sie sind nicht<br />

annähernd so überzeugend wie die Berufung auf „religiöse Gründe“. Die Religion<br />

berührt eben einen ganz anderen Bereich und spricht viel tiefere Schichten des<br />

menschlichen Empfindens an.<br />

Wenn mich jemand fragt, ob ich etwas aus „religiösen Gründen“ tue, zögere ich<br />

fast immer und gebe schließlich eine Ja/Nein-Antwort, weil diese Frage an sich

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